Samstag, 17. Dezember 2011

Mittelalter - Borte für Brautkleid fertig

Nun wollte ich Euch mal zeigen, was ich in den letzten Monaten noch so sticke und warum ich die Arbeit am Joseph (der ist diese Woche mal wieder mächtig gewachsen! Schaut mal auf meiner Seite 3 vorbei) eigentlich sehr "grob" finde und sie mir zügig von der Hand geht.
Und keine Sorge, ich will nicht nochmals heiraten! Das Fest war fantastisch, ein wirklich EINMALIGES Erlebnis eben, das ich nicht wiederholen möchte :-)
Da wir aber mittelalterlich geheiratet haben und man damals auch nicht in Weiß geheiratet hat, benutze ich mein Brautkleid seither natürlich weiter. Es war aber wirklich wie man so schön sagt "mit der heißen Nadel" zusammengenäht und das will ich Euch kurz erzählen.
Für Familie und Freunde, die zur Hochzeit kommen wollten, haben wir die gleichen hohen Maßstäbe an die Qualität der mittelalterlichen Ausstattung angelegt, wie für unsere Gäste aus dieser Szene. Von daher habe ich monatelang für diverse Leute genäht und gestickt und es dann trotz Helfer im Vorfeld einfach nicht mehr geschafft, mich um mein Brautkeid zu kümmern. Ich hatte noch ein schickes Kleid aus grüner Seide mit eingewebten Falken, in dem ich notfalls hätte heiraten können und das ich auch beim Standesamt getragen habe. Aber vielleicht habt Ihr Verständnis dafür, dass man als Frau gerne mit einem neuen und besonderen Kleid zum Altar schreiten möchte. Es kam erschwerend hinzu, dass ich mir den grünen Stoff einstmals mit meiner Trauzeugin geteilt habe und wir daher zwei sehr ähnliche Kleider hatten, was auch nicht das ist, was eine Braut sich wünscht.
Aber es war einfach nichts zu machen, es gab viel zu viel anderes vorzubereiten und zu organisieren. Deshalb habe ich den Ballen krappgefärbter Seide unzerschnitten mit auf die Lütjenburg genommen. Vor Ort ist dann etwas unglaubliches passiert: Verschiedene Leute haben ihre Hilfe angeboten und das ganze Kleid noch dort genäht! Ich habe immer mal zwischen Tür und Angel ein Stück zugeschnitten und irgendwem ein paar Anweisungen erteilt. Insgesamt haben 10 Personen mitgearbeitet. Das besondere war, dass ich einen neuen Schnitt ausprobieren wollte, um ein Kleid von einer Statue an der Kathedrale von Chartres zu rekonstruieren. Keiner von uns hatte je so ein Kleid genäht und ich wusste überhaupt nicht, ob es so funktionieren würde, wie ich es mir ausgedacht hatte. Aber ich habe beim Zuschneiden einfach auf meine Näherfahrung vertraut und losgelegt. Das Ganze Kleid besteht ausschließlich aus Rechtecken, aber mit den vielen Falten war es viel Arbeit. Das Oberteil ist größtenteils noch mit Leinen gefüttert, damit es sich beim Schnüren nicht verzieht. In der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich dann selbst noch die letzten Teile der Ärmel zusammengesetzt, um 3 Uhr war es "fertig". Nun ja, zumindest so, dass ich am nächsten morgen um 10 Uhr darin erstrahlen konnte. Aber es ist noch viel daran zu tun, so manches muss noch überarbeitet, innen versäubert werden etc., es fehlen Stickereien und Borten. Aber wie das mit Provsorien so ist, ich habe es seither in unveränderter Form schon mehrfach getragen. Das will ich aber in diesem Winter ändern!

Jetzt habe ich es erst nochmal gewaschen, bevor die Borten aufgesetzt werden. Und ich habe die Borte für die vordere Kante der beiden langen Kasten-Ärmel gestickt, die ich Euch jetzt zeigen will.
Die Borte besteht aus handgewebter, pflanzengefärbter Seide (Reste von meinem Mantel) in leuchtendem Gelb. Es ist nur grob im Überwendlichstich gesämut, damit der Stoff bei der Stickarbeit nicht ausfranst. Beim Aufnähen werden die Ränder umgeschlagen.
Darauf habe ich (wie üblich ohne Vorzeichnung) ein Muster aus Kästchen und darin kleinen Blüten (erinnert Ihr Euch an die Prägefolie bei meinem Ringkästchen?) gestickt. Das Garn ist unverzwirnte und kaum gerdrehte Haspelseide. Das schönste und feinste, was ich so kenne und ich liebe es damit zu arbeiten. Auch das meiste an meinem Mantel ist damit gestickt. Es ist selbst gefärbt, aber leider gibt das Blau kaum einen Kontrast zum Grund und wirkt sehr hell. Der Rotton kommt dafür umso schöner heraus. Insgesamt ist die Borte 3 m lang. Ich habe mal ein Cent-Stück, passenderweise mit dem Castel del Monte :-), darauf gelegt als Maßstab.


Aber damit nicht genug, ich wollte die Borte noch etwas prächtiger haben und deshalb habe ich fast 400 Perlen einzeln aufgenäht. Jetzt ist die Borte fertig und kann aufgenäht werden.


Jetzt ist Euch vielleicht klar, warum mir der Joseph trotz der großen grünen Fläche eher wie eine nette kleine Arbeit für Zwischendurch vorkommt. An der Borte habe ich mehrere Monate gesessen und fast 100 x das selbe Motiv gestickt. Da ist so ein Bild doch sehr viel kurzweiliger.

Schlafzimmer-Gestaltung 5 - Bett-Überbau

Vor Jahren habe ich in einem uralten Fachwerkhaus gewohnt. Der Zuschnitt der Zimmer und die niedrige Deckenhöhe (zusätzlich mit Balken) machten die Benutzung normaler Möbel fast unmöglich. Damals hat mein Vater mir aus herkömmlichen Leimholzbrettern vom Baumarkt einer Hand voll Holzdübel und ein paar Schrauben einen Überbau über das Bett gebaut, den wir bis heute benutzen. Ursprünglich musste er Klamotten aufnehmen,  heute beherbergt er Bücher, einen großen Teil meiner Zebrasammlung, den Radiowecker usw. Wer Platzprobleme hat und wenig Geld, dem kann ich einen solchen Überbau nur wärmstens empfehlen! Die Konstruktion ist einfach, man braucht nur jeweils 2 Bretter, die im 90 °-Winkel die Seiten bilden, die gewünschte Anzahl Böden und eine etwas breitere Deckelplatte. Wegen der Breite haben wir zusätzlich Dreiecke aus Holzresten geschnitten, die wir als Stützen an der Rückwand der Seitenteile angebracht haben.
Der Überbau war bisher aus rohen, unbehandelten Holz und über die Jahre etwas unansehnlich geworden - teilweise nachgedunkelt, teilweise nicht und Macken und Schrammen von diversen Umzügen hatte er auch aufzuweisen. Die rohe Holzoberfläche ließ sich nicht gut staubwischen. Und zu guter Letzt passte er auch farblich einfach nicht ins neue Schlafzimmer-Konzept.
Da es aber keinen Grund gab, das praktische Möbelstück zu entsorgen, habe ich ihn farblich angepasst. Zunächst mal kamen Schwarz und Grün zum Einsatz. Nach der Grundierung der Außenteile habe ich aber gemerkt, dass die Farbe nicht für den nächsten Anstrich reichen würde. Nachkaufen wollte ich aber vermeiden. Also habe ich mich für eine andere Lösung entschieden, die ich ohnehin schon längst einmal ausprobieren wollte: Blätterdruck mit Goldfarbe.
Schließlich war es gerade Herbst und überall lagen Blätter in den schönsten Formen herum. Ich habe dann viele Stunden (mal wieder bis spät in die Nacht) auf der Terrasse verbracht und kreuz und quer Blätter aufgedruckt, bis ich mit der Gestaltung der Seitenteile zufrieden war. Die Blätterdeko passt meiner Meinung nach gut zu den floralen Elementen auf der gestickten Decke und der Efeuranke auf dem Bilderrahmen (zeige ich Euch noch). Zum Einsatz gekommen sind Ahorn, Eiche, Hartriegel, Efeu, Birke, Vogelkirsche und noch einige andere. Mein Liebling wurde im Laufe der Arbeit eindeutig Eibisch. Von ihm habe ich frische Blätter (also keine abgeworfenen) verwendet. Wer Eibisch kennt, weiß vielleicht um die pelzige Blattoberfläche. Sie funktioniert wie ein Schwamm. Man braucht zwar etwas länger beim Einpinseln, dafür kann man dann mindestens drei Drucke damit machen, die alle schön werden.
So sahen die Seitenteile schließlich aus:

Und so der ganze Überbau, nachdem ich ihn wieder aufgebaut hatte. Ich finde die Farbsgestaltung hat was sehr edles und wirkt ein bisschen asiatisch. Auf jeden Fall sieht das Möbel für meinen Geschmack nicht so aus, als ob es mit billigen Materialien aus dem Baumarkt hergestellt worden sei!

Schlafzimmer-Gestaltung 4 - Das Ring-Kästchen

Auf diese nächtliche Bastelarbeit bin ich besonders stolz! Beim Aufräumen meines Schmucks bin ich auf diverse Ringe gestoßen. Viele hatte ich längst vergessen und sie seit Jahren nicht getragen, dabei habe ich Ringe eigentlich sehr gerne. Bisher lagerten sie in einer großen Zahl von separaten kleinen Kästchen und Beutelchen im Badezimmer-Schrank. Klar, dass sie dort in Vergessenheit geraten. Wer stellt sich schon hin und öffnet erstmal 15 Schächtelchen, bis er den geeigneten Ring zum Outfit gefunden hat?
Der Wunsch war also die Ringe alle an einem Ort aufzubewahren. Übersichtlich sollte es sein, aber auch leicht sauberzuhalten, d. h. einen Deckel wünschte ich mir unbedingt.
Das Material:
- Styroporreste von einer Verpackung,
- Stoffreste von dem selben hellgrünen Stoff, wie ich ihn für Deckchen und Ohrringrahmen verwendet habe,
- Farbreste in grün, schwarz und gold,
- ein alter, kleiner Bilderrahmen,
- Alleskleber,
- Stecknadeln,
- etwas dünnes Sperrholz (auch dies ein Verpackungsrest von einem Möbelkauf),
- etwas dünne Pappe (eine Lebensmittelverpackung),
- Reste von goldener Prägefolie.

Zunächst mal habe ich den Bilderrahmen mit der Goldfarbe angemalt. Aus der Pappe habe ich den Boden für das Kästchen geschnitten, aus dem Sperrholz mit Hilfe eines Cutters die Seiten. Von der Pappe habe ich an allen Seiten etwas überstehen lassen, woran ich dann die Seiten kleben konnte. Dabei habe ich an den Ecke jede Seite auf das Ende der benachbarten Seite geklebt. Schwer zu erklären, ich hoffe es ist klargeworden?
Mit Alleskleber habe ich die Glasplatte in den Bilderrahmen geklebt. Den Kästchen selbst habe ich innen Grün und außen schwarz angemalt. Während der Trocknungszeit, habe ich mit dem Cutter vier Quader aus Strypor geschnitten. Ein rechteckiger Stoffstreifen ist so darumgelegt, dass zwischen den Styroporstreifen kleine Taschen entstehen, in die man die Ringe stecken kann. Der Stoff ist auf der Unterseite mit Stecknadeln fixiert. Das Ganze ist flexibel, da ich sehr unterschiedlich dicke Ringe besitze.

Aus der Prägefolie habe ich Streifen ausgeschnitten und Muster eingeprägt. Ich habe mich für ein mittelalterlichen Ornament entscheiden, dass ich auch gerade gestickt habe (zeige ich Euch auch noch). Die Prägefolie habe ich auf die Ecken geklebt, um dem Kästchen einen edleren Touch zu geben. Ein Streifen Prägefolie dient auch als Verbindung zwischen dem Bilderrahmen-Deckel und dem Kästchen selbst.


Nun bin ich mit meinem improvisierten Schmuckkästchen rundum glücklich und trage seither wieder viel öfter Ringe, wenn ich sie so schön präsentiert gleich neben meinem Bett stehen habe.

Schlafzimmer-Gestaltung 3 - Der richtige Rahmen für Ohrringe

Im Zuge der Schlafzimmer-Gestaltung habe ich meinen Schmuck sortiert und wollte ihn gerne übersichtlicher aufbewahren. Eine Maßnahme dazu ist der Rahmen für die Ohrringe. Er war ganz einfach herzustellen:
Ich habe einen alten Bilderrahmen auf der Außenseite schwarz angepinselt, damit er besser ins Farbkonzept passt. Das Glas habe ich herausgenommen. Stattdessen habe ich ein Stück Stoff (den selben, den ich für das Deckchen auf der Kommode verwendet habe) zugeschnitten und mit etwas Füllwatte auf die Rückwand gezogen. Die gepolsterte Rückwand wieder im Rahmen befestigt, Nagel an die Wand, fertig!
Die Ohrhänger kann man direkt hineinstecken, die Stecker habe ich mit Nadeln befestigt. Nun habe die Ohrringe übersichtlich und griffbereit und trage sie vielleicht auch endlich mal wieder öfter...

Freitag, 16. Dezember 2011

Wohnzimmer-Gestaltung 1 - Wandschmuck mit Recycling-Brett

Nicht nur das Schlafzimmer, auch das Wohnzimmer hat in den letzten Monaten große Fortschritte gemacht. Wir haben es gestrichen, die Bücherregale erweitert, endlich alle Bücher und Zeitschriften ordentlich sortiert und eingeräumt, die fehlenden Teile für die Stereo-Analge organisiert und selbige angeschlossen.
Außerdem wurden so ziemlich alle Möbel umgestellt, ein Sessel und ein mittelalterlicher Stuhl herausgenommen, bis die optimale Lösung gefunden war. Über dem großen Sofa, das Platz für meinen Mann, Hund und mich bietet, haben wir Fotos aufgehängt. In unterschiedlichen Größen wild durcheinander. Es sind alles Tierbilder, die meisten von mir, einige von Freunden gemacht.
Daneben war noch etwas Platz an der Wand und da sollte noch "was schönes" hin. Ich habe lange über einen textilen Wandbehang nachgedacht, aber mir ist keine Lösung eingefallen, für die ich mich wirklich begeistern konnte. Beim Aufräumen bin ich statt dessen auf ein Kästchen mit Aqaurellstiften gestoßen. Ich kann mich nicht erinnern, wann und warum ich diese Stifte bekommen habe und offenbar hatte ich sie auch noch nie benutzt. Vom Aquarellieren habe ich gar keine Ahnung, aber ich dachte mir, das könnte es werden!
Ich habe Briefkarten mit Leinenprägung im Format A6. Auf die malte ich 8 verschiedene Tiere in farbenfroher naiver Malerei. Die Stifte sahen wie Buntstifte aus, also benutzte ich sie erstmal auch so. Die Leinenprägung verhinderte, dass man klare Flächen Malen konnte, aber beim anschließenden Aquarellieren wurden die Flächen schön und ich bin mit den Bildern sehr zufrieden. Ohnehin bin ich begeistert, wie gut sich die Farben verarbeiten lassen. Man kann sie mit Wasser quasi auf dem Untergrund verschieben, sie trocknen aber auch unglaublich schnell an. Es gibt tolle Effekte, aber man muss sich manchmal ganz schön beeilen. Ich habe mit den hellen Farben angefangen und Fläche für Flächen nacheinander bearbeitet. Hier sehr Ihr mal die Giraffe vorher und nachher, auch wenn die Fotos den riesigen Unterschied leider gar nicht so deutlich rausbringen.



Aber mit den kleinen Bildern war es noch nicht getan. Um sie schön zur Geltung zu bringen, wollte ich sie gemeinsam auf einem großen Brett platzieren. Es fand sich noch eine uralte Pressspanplatte. Sie hatte Schrammen und Löcher und auf der aufgeklebten Holz-Foto-Tapete hatten unsachgemäß benutzte Kerzen ihre Spuren hinterlassen. Nur eine der vier Seiten war mit Umleimer beklebt. Mit ein bisschen Schmirgelpapier waren die schlimmsten Macken schnell geglättet. Dann habe ich Zeitungspapier in Stücke gerissen und kreuz und quer mit Tapetenkleister auf das Brett geklebt, dabei insbesondere auch die Kanten umklebt.


Nach dem Trocknen ergab sich eine schön strukturierte Oberfläche mit samtigem Griff. Die habe ich nun mit einer dicken Schicht Acrylfarbe in dunklem Rot eingepinselt. Die Oberflächenstruktur wirkt nur ein bisschen wie Leder. Ich spiele ja gerne mit Oberflächenstrukturen und die Risskanten vom Zeitungspapier kommen durch die Farbschicht durch. Sie greifen die Struktur der Wandoderfläche unseres Wohnzimmers auf, die mit Strukturputz gestaltet ist. Leider lassen sich auch die Strukturen fast gar nicht mit der Kamera einfangen.
In dieser Form könnte das Brett auch wieder als Regalbrett dienen. Ich habe aber statt dessen mit Tapetenkleister die Aquarellbilder darauf geleimt. Durch den dunklen Hintergrund werden sie so richtig zum Leuchten gebracht. Danach musste nur noch ein Aufhänger angeschraubt und ein Nagel in die Wand geschlagen werden und schon haben wir ein kostenloses Kunstwerk, das uns mit seiner fröhlichen Wirkung hier sehr erfreut.

Die Methode ein Brett mit Papier zu beziehen, um Struktur zu schaffen, und dann ein Bild darauf zu kleben, eignet sich übrigens auch für einzelne Bilder oder Fotos und ist somit noch eine Chance auf ein günstiges, aber wirkungsvolles Last-minute-Weihnachtsgeschenk!

Samstag, 10. Dezember 2011

Schlafzimmer-Gestaltung 2 - Altes Nachtschränkchen

Ich hatte ja im Sommer schon mal berichtet, dass wir mit der Gestaltung des Schlafzimmers angefangen haben, und Euch die bestickte Decke für die Kommode gezeigt. Inzwischen ist viel passiert. Einerseits sind endlich alle 4 Wänden gestrichen - in Weiß, etwas anderes erlaubt der Mietvertrag nicht. Tür, Balkontür etc. sind aus schwarzem Holz, so dass Schwarz und Weiß als Farben schon mal vorgegeben sind. Mehrere Elemente im Zimmer sind in Grün und Gold gehalten, so dass damit die Farbpalette für das Zimmer feststeht.
Im Schlafzimmer war es dringend nötig etwas zu tun, denn hier hat bisher so ziemlich genau gar kein Möbel zu einem anderen gepasst :-) Ich werde sie nach für nach vorstellen.
Die einzige Neuanschaffung ist besagte große Kommode aus schwarz lasiertem Holz, über die ich ja bereits berichtet habe.
Aus meinem ersten eigenen Schlafzimmer ist nur noch ein Möbelstück übrig und zwar ein kleines Nachtschränkchen. Meinem damaligen Geldbeutel entsprechend natürlich leider aus Sperrholz mit Holz-Foto-Tapete. Sowas würde ich mir heute natürlich nicht mehr kaufen! Aber nun ist es halt mal da. Das kleine Nachtschränkchen, das ich damals übrigens mit Fahrrad und Fahrradanhänger beim Möbelhaus abgeholt habe (das hatten die an der Ausgabe auch noch nicht oft gesehen :-)), beherbergt meine Unterwäsche. Deshalb möchte ich es auch weiterhin behalten, obwohl es inzwischen nicht mehr als Nachttischchen benötigt wird.
Als Beistellschränkchen neben der schönen großen Kommode musste es dringend modifiziert werden. Gut, dass noch eine angefangene Dose schwarze Acryl-Farbe da war... Die Schubladen habe ich zum Arbeiten natürlich rausgeschraubt und auch die Griffe abgenommen.
Damit das Schränkchen hinterher nicht einfach glatt schwarz aussieht, sondern irgendwie noch die Holzoptik durchkommt, war hier mal wieder eine besondere Maltechnik nötig. Ich bin wie beim Flurspiegel in mehreren, sehr dünnen Schichten vorgegangen. Damit das ganze auf der plastikartigen Oberfläche überhaupt funktioniert, braucht man wirklich Geduld und muss mit ganz wenig Farbe anfangen. Und immer mit kräftigen Strichen arbeiten, dabei möglichst keinen sichtbaren Ansatz produzieren.
Mir haben die Zwischenstadien auch schon sehr gut gefallen. Das werde ich bestimmt an anderer Stelle nochmal so verwenden, aber ins Schlafzimmer hätte es so halt nicht gepasst.
Zur Fertigstellung braucht es aber noch neue Griffe! Neue? Nein, aber eine neue Optik. Mit goldener Acrylfarbe und einem Überzug aus matten, wasserverdünnbarem Klarlack, sehen die Griffe aus wie neu und können wieder zurück an den Schrank.
Schön, wieder ein Teil gerettet!

Schöner reparieren 6 - schwarze Hose

Und wieder mal ein Reparaturfall. Mein Mann hatte in seine fast neue schwarze Hose einen ziemlich großen, L-förmigen Riss direkt unter einer Gesäßtasche gerissen (weil er an einem Stacheldraht hängen geblieben war...). So ein Ärger bei der schönen neuen Hose! Aber einfach zunähen funktioniert hier nicht, der Riss würde sichtbar bleiben. Also habe ich mal wieder einen Besatz aufgenäht. Dazu habe ich Stoff von einer alten schwarzen Hose von mir verwendet, die ich nicht mehr tragen möchte. Der Stretch-Stoff ist aber trotz seines Alters nicht ausgeblichen und sieht wirklich noch sehr gut aus.
Die Hose hat zwei Gesäßtaschen, deshalb kann ich die "Reparatur" nicht nur auf einer Seite ausführen. Wenn es gut, und irgendwie gewollt aussehen soll, dann muss es beidseitig sein. Ich habe also insgesamt 6 rechteckige Streifen ausgeschnitten, an allen Kanten umgelegt und die beiden Taschen damit eingefasst. Dabei habe ich die bisherige Kante der Taschen überdeckt, den Stoff also überlappen lassen. Ich habe von Hand genäht und die äußeren Nähte mit Rückstichen, die inneren (also zur Tasche hin) mit Überwendlichstichen ausgeführt.

Nun finde ich, ist es durch den andersartigen Stoff ein wirklich cooles, modisches Detail geworden, das in meinen Auge die Hose noch ungemein aufwertet! Und jetzt hoffe ich auf großen Abstand zu allen Stacheldrahtzäunen!

Völlig von der Rolle...

...kommen in Zukunft meine Geschenkbänder! Wir haben es ja gerade mit der großen Geschenkezeit zu tun. Ich habe bisher sämtliche Schleifen von Geschenken und früher auch z. B. von gekauften Adventskränzen meiner Eltern, aufgehoben. Wenn ich mal was verpacken musste, habe ich in meinem Fundus immer was gefunden. Über die Jahre ist da ganz schön viel zusammengekommen!
Aber, bisher lagerten alle Bänder und Schleifen in zwei Kartons, zusammen mit anderem Dekokram in einem heillosen Durcheinander. Viele Schleifen waren auch verknautscht und nicht mehr schön, so hätte ich sie sicher nicht mehr verwendet.
Um dem ein Ende zu machen, habe ich einige leere Küchen- und Klopapierrollen aufbewahrt und mich dann mal hingesetzt und das ganze Material sortiert. Viele Schleifen habe ich aufgemacht und gebügelt. Wenn man das Bügeleisen auf niedrigste Stufe stellt und ein feuchtes Geschirrhandtuch dazwischen legt, lassen sich sogar die Kunstfaser-Bänder wieder problemlos glätten. Dann habe ich sie auf die Papprollen gewickelt und die Enden mit Stecknadeln fixiert. In einer Schublade haben sie einen neuen, übersichtlichen Platz gefunden. Nun weiß ich endlich, was ich eigentlich habe und brauche ganz sicher so schnell keine neuen Bänder kaufen! Schön, dass sie alle wieder benutzbar sind, denn manchmal kann man sie ja auch zum Nähen und Basteln gut gebrauchen. Und die noch verwendbaren gebundenen Schleifen, habe ich in einem kleinen Körbchen dahinter auch gut griffbereit.
Klar, die Bänder auf Papprollen zu wickeln ist für viele sicher ein alter Hut. Mich freut die neue Ordnung trotzdem und auch, dass es mich nichts gekostet hat und viel Material wieder verwendbar gemacht wurde, das man sonst vielleicht früher oder später entsorgt hätte, weil es so unansehnlich war.

Mein Winterprojekt

Diesen Titel findet Ihr jetzt auch oben im Blog als neue Seite. Bisher habe ich ja eigentlich immer die Projekte erst dann eingestellt, wenn sie fertig waren. Aber zur Zeit arbeite ich an einer großen Stickerei, deren Fortschritt ich für mich und meinen Verein wöchentlich dokumentiere. Auch Ihr könnt gerne immer mal wieder vorbeischauen und der Stickerei beim Wachsen zusehen.
Es handelt sich um einen mittelalterlichen Wandbehang, der ganz prima zur Jahreszeit passt:


Bis hierhin wurde die Arbeit von zwei anderen, ehemaligen Vereinsmitgliedern gemacht, ich habe nur mal hier und da auf Veranstaltungen ein kleines Eckchen mitgestickt. Meine Aufgabe ist es jetzt, den fehlenden Joseph zu ergänzen. Mehr Details zum Projekt findet Ihr auf der Extraseite!

Freitag, 9. Dezember 2011

Vielen Dank...

...für Eure vielen netten Kommentare und Emails. Ich bin ja nun wirklich ein schlechter Blogger. Ich habe es noch nicht mal geschafft meinen Überhang aus dem Herbst zu dokumentieren. Stattdessen bin ich aber gerade sehr produktiv und habe schon wieder lauter andere UFOs fertig bekommen, die dokumentiert werden müssen...

Auf jeden Fall freue ich mich von Euch zu hören, dass ich mit der Idee "Kein Erdöl mehr für Spüllappen" nicht alleine dastehe, gleich ob Ihr das schon seit Jahren macht oder auch erst jetzt anfangt umzudenken. Uli hat mir berichtet, dass sie es mit alten Frottierthandrüchern versuchen will, weil die noch mehr Grip haben. Die Idee wollte ich Euch gleich weitergeben. Obwohl die alten Geschirrhandtücher auch schon ganz gut gehen. Die nächsten will ich ein bisschen größer machen und unansehnlich gewordene Handtücher fallen auch an, mit denen ich es mal versuchen kann. Für Küche und Bad braucht man ja doch so im Laufe der Jahre eine Menge Lappen.
Und zu dem Frottier-Tip gab es gleich noch einen Link dazu, wie man auch sein Waschmittel selbst herstellen kann. Auch wenn mir alles, was mit Seife kochen etc. zu tun hat, immer noch nicht so ganz geheuer ist, will ich Euch doch den Link nicht vorenthalten und ihn hier auch gleich für mich sichern, falls ich mich doch mal endlich dazu aufraffe.

Auch den Kommentar von Juliana wollte ich nicht unbeantwortet lassen. Und zwar ging es darum, dass ich meistens ohne Vorlage arbeite. Es ist wohl Geschmacks- und Gewöhnungssache, wie man besser zurecht kommt. Ich habe ja seit 1994 sehr intensiv Handarbeiten gemacht, um historische Kleidung zu rekonstruieren. Und ich habe immer auch nach den historischen Wegen gesucht. Mir war klar, dass es keine Papier-Schnittmuster im 12. Jh. geben konnte. Also wollte ich auch keine verwenden. Ebenso habe ich versucht bei Techniken wie Nadelbindung oder Brettchengeweben das Muster zu verstehen, um es aus dem Kopf weiterentwickeln zu können. Denn die meisten Menschen damals konnten nicht lesen oder schreiben und Pergament war zu teuer, um darauf so banale Dinge zu notieren. Und, es geht auch bei recht komplexen Mustern ohne (wenn man geübt ist, inzwischen habe ich sowas auch lange nicht mehr gemacht und müsste mich neu hineinfinden), wenn man versteht, wie sich das Muster bildet und jederzeit erkennen kann, wo man gerade ist. Es ist einfach eine andere Art zu arbeiten. Dehalb tue ich mich umgekehrt mit Zählmustern sehr schwer. Handarbeiten geht da für mich einfach nicht mit so strikten Vorgaben zusammen. Und dann kommt ja noch hinzu, dass ich zur Zeit meistens unterwegs im Zug, im Bus oder in Besprechungen etc. arbeite. Ich muss also oft unterbrechen und außerdem auch noch ein Auge und ein Ohr für andere Sachen haben. So wird meine Handarbeit während einer Besprechung ja noch geduldet, aber ich glaube mein Chef wäre wenig erbaut, wenn ich auch noch ein Zählmuster vor mir ausbreiten würde :-)
Letztlich ist es ja ein Hobby und da muss jeder auf seine Weise mit glücklich werden. Und ich lese zwar Handarbeitshefte und -bücher, um grundsätzlich zu lernen, wie man vorgehen kann und was es für Möglichkeiten gibt. Meine Entwürfe macht ich aber dann doch selbst und aus dem Kopf!

Beim Sticken ist es dagegen so, dass ich irgendwann im Laufe der Recherche gemerkt habe, dass die mittelalterlichen Originale alles andere als "perfekt" sind. Warum sollten meine Arbeiten dann besser sein? In der Regel wirken die aus der Nähe betrachtet krummen Ornamente auf einige Meter Entfernung ganz toll und gleichmäßig ;-) Vorzeichnungen aus dem Mittelalter sind bekannt. Es gab Vorzeichnungen, z. B. mit roter oder schwarzer Tinte. Die wurden von einem Zeichner gemacht, die eine Ausbildung im Entwurf und in der Aufteilung von Bildern hatte, also nicht der Person, die es dann gestickt hat. Ornamente zeichne ich normalerweise nicht vor. Das habe ich mir abgewöhnt, als ich mit weißem Garn gestickt habe, dass sich durch die (Bleistift-)Vorzeichnung verschmutzt hat. Aber aktuell sticke ich tatsächlich mal etwas nach Vorzeichnung, die jemand anders für mich ausgeführt hat. Aber dazu gleich mehr.

Montag, 14. November 2011

Recycling-Mode: Ich war 14 Socken!

Im April hatte ich darüber berichtet, dass ich 9 Paar Arbeitsstrümpfe in grau und zwei Blautönen aufgedröselt habe. Das hatte 450 g Baumwollgarn ergeben und Ihr habt mir einige Vorschläge gemacht, was ich damit anfangen könnte.
Ich habe noch eine Weile gegrübelt und dann festgestellt, dass die Farben eigentlich doch ganz gut zu Jeans passen. Also habe ich das Garn so belassen (Färben will ich ja sowieso aus ökologischen Gründen nur noch selten) und mich dazu entschlossen einen Pullover zu häkeln.
Zu meinem Ansporn "moderne" Handarbeiten zu machen gehört es ja auch, dass ich mir Sachen auf den Leib "schneidern" (oder eben häkeln) möchte, weil es so wenig zu kaufen gibt, was mir wirklich gut passt. Außerdem interessiert es mich immer, ob es nicht noch andere Methoden gibt Kleidung herzustellen, als wie es die meisten Anleitungen in Handarbeitsheften vorgeben. Das Arbeiten mit Resten erfordert m.E. ein anderes Vorgehen, denn man kann das Material ja nicht nachkaufen. Also suche ich nach Wegen die es ermöglichen an verschiedenen Stellen aufzuhören, aber trotzdem ein tragbares Kleidungsstück zu haben. Außerdem mag ich es nicht beim Handarbeiten irgendwas zählen zu müssen. Da sind mir intuitive Lösungen lieber.

Nun zum Pulli. Benötigt habe ich Häkelnadeln in den Stärken 2,5, 3, 4,5 und 6. Die alles entscheidende Masche ist das halbe Stäbchen, nur hier und da kamen auch mal feste Maschen zum Einsatz.
Mein Wunsch war ein lockerer Pulli für die Übergangszeit, der sich gut in den Koffer knäulen lässt, weil ich ja viel mit dem Zug unterwegs bin. Er sollte mir gut passen und figurbetont sein, aber auch an den richtigen Stellen kaschieren (z. B. Oberarme). Für das Ergebnis bekommt Ihr schon mal einen Vorgucker :-)

Angefangen hat alles mit eienr Luftmaschenkette mit Nadelstärke 3 mit ungefähr 160 Maschen. Für das ganze Vorderteil habe ich immer die gleiche Maschenzahl beibehalten, aber durch Variation der Nadelstärke meiner Körperform angepasst. Die erste Reihe liegt oberhalb der Brust und wurde mit hellgrau gearbeitet. Daran habe ich nach oben mit Nadelstärke 2,5 und dunkelblau den Ausschnitt (und später die Träger) gerabeitet. Nach unten ging es erstmal eine Weile mit Stärke 3 weiter.
Ich hatte in Zeitschriften Pullis gesehen, die nach unten immer größere Nadeln verwendeten. Ich benutzte für die Brust Stärke 4,5, aber danach erstmal wieder Stärke 3, denn ich wollte ja ein figurbetontes Stück und nicht nur ein immer weiter werdendes Trapez. Für die Hüfte dann wieder Stärke 4,5 und schließlich 6. Am Anfang sah das Ganze also eher aus wie ein Top.

Für den unteren Abschluss habe ich mit Nadelsträke 3 und dunkelblauem Garn noch zwei Reihen als Einfassung gearbeitet. Dabei habe ich die Maschenzahl verdoppelt, also in der ersten dunkelblauen Reihe 2 Maschen in jede der vorhandenen Maschen gearbeitet.
Für einen schöneren, lockeren Abschluss, habe ich auf der Innenseite etwas oberhalb der Kante ebenfalls die Maschen verdoppelt, aber dieses Mal mit hellgrau und mit dieser doppelten Maschenzahl noch einige Reihen gearbeitet, dabei die Nadelstärke wieder schreittweise erhöht. Den Abschluss bildet auch hier wieder eine Kante aus zwei Reihen dunkelblau mit Stärke 3, jetzt in der vierfachen Maschenzahl der Ausgangsmaschen. Das bildet einen schönen Volant um die Hüfte.

Den Ausschnitt hatte ich kastenförmig gearbeitet, weil mir das gut steht und ich das schön finde. Ich mag aber auch V-Ausschnitte gern. Außerdem wollte ich erreichen, dass der Pullover aussieht, als hätte man noch einen Überwurf darüber. Lagen-Look sozusagen, nur dass es hier nicht beim Look geblieben ist, sondern um echte Lagen handelt!
Ich häkelte mit hellblau und Nadelstärke 2,5 den Ansatz des oberen Volants auf das "Top". Auf den Schultern folgt er der Kante der Träger, auf der Rückseite bildet er eine neue Kante für den Halsausschnitt, vorne formt er ein tief herabgezogenes V. Das hat noch einen anderen Grund: Durch die Verwendung größerer Nadelstärken bei dünnem Garn, werden die Maschen natürlich luftig-transparent. Ich wollte gerne, dass der Volant eine zweite Lage über der Brust bildet und diese zusätzlich bedeckt, damit der Pullover auch ohne ein zusätzliches Top darunter tragbar wird.
Beim Volant das gleiche Vorgehen: immer größere Nadelstärken und am Schluss eine Einfassung mit Stärke 3 und doppelter Maschenzahl. Allerdings habe ich hier zusätzlich Zunahmen in jeder Runde gearbeitet, um ausgeprägte Ecken zu erhalten, nämlich in der Spitze des V (+2 pro Runde), sowie auf beiden Seiten vorn (je +1 pro Runde) und hinter der Schulter (je +2 pro Runde).

Die Ärmel habe ich nicht oben an der Schulter angesetzt sondern ziemlich weit unten. Dazu habe ich zunächst ein Band aus festen Maschen gearbeitet, das etwa am unteren Ende der Träger ansetzt. Daran hängt der Ärmel. Auch dieser beginnt in Nadelstärke 2,5 und wird bei gleichbleibender Maschenzahl immer weiter. Er endet mit einer Einfassung in Stärke 3 mit doppelter Maschenzahl. Durch das Einhängen mit dem Band ist der Ärmel in der Achsel offen, was ich persönlich als sehr angenehm empfinde.


Zuletzt habe ich noch den zweiten Volant eingefügt. Er verläuft etwa gerade, hat aber mittig über dem Ärmel eine durch Zunahmen ausgeprägte Spitze, die genau versetzt zu den Spitzen des ersten Volants ist. Dadurch wird die obere Kante des Ärmels verdeckt und er sorgt zusätzlich für Volumen und den Lagen-Look. Anders als bei anderen Kleidungsstücken mit Lagen-Look, ist aber keine durchgehende Lage unter den Volants, sondern es sind echte Lagen, mit denen ich auch jemandem die kalte Schulter zeigen könnte :-)

Das bedingt verschiedene Öffnungden, die man beim Anziehen des Kleidungsstücks berücksichtigen muss, damit Kopf und Arme an den richtigen Stellen heraus kommen. Dies empfinde ich aber nicht als Nachteil, sondern es ist eigentlich schön, wenn man ein Kleidungsstück beim Anziehen auch mal beachten muss.

Bin ich aber erstmal drin, ist der Pulli einfach nur toll. Er sitzt wie angegossen und ist super bequem. Die 10 Jahre getragenen Socken haben so locker verarbeitet ein herrlich anschmiegsames Kleidugnsstück ergeben. Wenn ich daran denke, wie steif und hart die doppeltem Faden gestrickten Strümpfe inzwischen waren...

Der Pulli wiegt jetzt etwa 335 g, hat also 7 Paar Strümpfe bedurft, ich habe noch etwas Garn übrig. Für mich war es eine tolle Erfahrung daran zu arbeiten und meine Ideen völlig frei umzusetzen, ohne dass ich dafür erst viel Geld im Garngeschäft hätte lassen müssen oder mich mit Maschenzählen hätte abmühen müssen, um eine Anleitung zu verfolgen. Zumal es eine Anleitung für diesen Pulli sowieso noch nicht gab :-)

Schöner reparieren 5 - zusammengesetztes Shirt

Aber nicht nur mein Vater bekam reparierte Sachen, auch für meine Mutter habe ich genäht und gestickt. Sie hat ein altes Shirt, das sie bislang sehr oft und gerne getragen hat. Es besteht aus einem dickeren, pullunderartigen Teil, in den aus sehr dünnem Stoff Ärmel und ein Kragen eingesetzt sind. Der dünnere Stoff ist allerdings so dünn, dass er inzwischen an den Kanten, besonders am Kragen, anfängt sich aufzulösen.
Meine Mutter wollte mir das Shirt daraufhin für meine Stoffvorräte geben, aber ich fand, dass es noch zu retten sei. Allerdings sind die Materialien bereits sehr unterschiedlich und da der dünne Stoff auch noch mehrfarbig gestreift ist, war es undenkbar, noch einen dritten Stoff zu integrieren.
Eine Möglichkeit wäre es sicher gewesen, die beiden Randnähte des Kragens aufzutrennen, den Stoff weiter einzuschlagen und den Kragen wieder zu säumen.
Das wäre eine ziemlich fummlige Arbeit gewesen, auf die ich wenig Lust hatte. Zumal ich finde das Kleidung, wenn ich schon Arbeit reinstecke, hinterher auch schöner sein darf als vorher!
Ich entschied mich für eine Einfassung des Kragens und auch der Ärmel, damit es "gewollt" aussieht.
Dafür Schnitt ich den Saum ab. Nach Entfernen der Naht lieferte das genau genügend Stoff, um Kragen und Ärmel damit einzufassen. Zu meiner Freude ging das fast genau auf.

Den Saum habe ich zweimal eng nach innen umgeschlagen und festgenäht. Ich finde ihn eigentlich schöner als vorher, weil anstelle einer massiven Naht nun eine fast unsichtbare getreten ist (der Schlitz ist noch original, ich habe wirklich nur die unteren Kanten bearbeitet).

Um den Übergang von Einfassung zu Stoff noch etwas schöner zu gestalten und dem Kleidungsstück das gewisse Etwas zu verleihen, habe ich auf die Übergangsstelle noch eine kleine Linie gestickt. Dazu kam mal wieder Stopfgarn zum Einsatz. Ich fand ein schönes Waldgrün, das eine Farbe aus dem Stoff angenehm aufgreift.

Für den Stich wollte ich mal was neues probieren und habe deshalb in einem amerikanischen Stickbuch geblättert. Letztlich habe ich mich für den "coral stitch" entschieden (kenne ihn nicht aus deutschen Büchern, nehme aber an, dass er hier auch Korallenstich heißt?). Man macht dabei in regelmäßigen Abständen kleine Knötchen. Optisch unterschiedet er sich aber vom Schlingstich nur wenig, ist dann wohl Geschmackssache. Haltbat ist er jedenfalls und kann sich durch die Knötchen nicht verziehen.
Dieses Stück war dann schon mal wieder einen ganzen Tag Arbeit (die meiste Zeit in verschiedenen Verkehrsmitteln...). Aber wieder konnte ein Kleidungsstück gerettet und verschönert werden!

Schöner reparieren 4 - alte Jogging-Hose

Wie gesagt, ich habe auch einige Sachen für meine Eltern ausgebessert. Lustig fand ich die Geschichte mit der alten Jogging-Hose meines Vaters. Ein sehr ausgeleiertes und ausgebeultes Ding, noch aus Zeiten in denen er viel dicker war als heute und daher sicherlich immens bequem. Meine Mutter hätte die Hose aber gerne auf dem Müll gesehen, oder allenfalls noch als Lumpen für die Werkstatt.
Mein Vater hing aber sehr an der Hose und wollte, um sie zu retten, wenigstens eine kurze Hose daraus machen, die er im Sommer zu Hause und zur Gartenarbeit tragen wollte. Gesagt, getan und kurzer Hand abgeschnitten. Allerdings vielleicht ein bisschen zu spontan, denn nun waren die Hosenbeine alles andere als symmetrisch und meine Mutter wünschte die Hose noch viel mehr auf den Müll!
Das war der Moment als ich eingeschaltet wurde. Ich sollte die Hosenbeine auf gleiche Länge bringen und zumindest säumen. Als ich mir die Hose betrachtete, wurde mir aber klar, dass es damit nicht getan sein würde. Denn alle Nähte waren bereits leicht ausgerissen.
Ich entschied mich daher, die Hose nicht nur zu begradigen (was übrigens ziemlich schwierig war) und zu säumen, sondern alle Nähte nachzunähen, damit die Hose noch lange halten möge. Aber ich wollte auch noch etwas tun, um eine höhere Akzeptanz bei meiner Mutter zu erreichen. Ein bisschen Farbe könnte die dunkelgraue Hose vertragen, hab ich mir gedacht und ein bisschen Pepp!
Also wollte ich nicht einfach mit dünnem Nähgarn möglichst unauffällig nähen, sondern lieber mit dickem Faden arbeiten. Da meine Mutter nie gestickt hat, hat sie natürlich auch kein Stickgarn zu Hause. Aber eine große Farbauswahl an Stopfgarnen.
Ich wählte ein leuchtend blaues und säumte die Hosenbeine damit im Überwendlichstich und zwar symmetrisch aufeinanderzulaufend (also das rechte Hosenbein von links nach rechts, das andere umgekehrt). Ebenso verfuhr ich mit den Seitennähten, die ich außerdem ein bisschen zusammzog, damit die ausgerissenen Stellen nicht mehr sichtbar sind. Auch die angerissene Gesäßtasche knöpfte ich mir auf diese Weise vor.
Als letztes blieb noch die Mittelnaht. Die Optik sollte ja symmetrisch bleiben. Also habe ich den Hexenstich gewählt, um die Naht etwas zusammenzuziehen und durch das relativ dicke Stopfgarn zu verdecken.
Alles in allem war es mit dem dicken Garn nicht allzu viel Arbeit und schnell gemacht. Die Hose hält auf jeden Fall wieder einige Jahre und meine Mutter kann nun auch etwas besser damit leben!

Schöner Reparieren 3 - blauer Pulli und anderes

In den letzten Wochen habe ich weiterhin sehr viel repariert, für mich, meinen Mann und meine Eltern. Meist aufgeplatzte Nähte. Für meinen Vater habe ich außerdem zwei schwarze Hosen gekürzt, nichts besonderes und daher auch nicht fotografiert.
Aber auch eines meiner ersten Häkelwerke, das ich erst im Dezember 2010 angefertigt hatte, musste ich bereits einer reparatur unterziehen. Der blaue quergehäkelte Pulli hatte nämlich bereits ein Loch, weil ich mit den relativ groben Maschen an einer Türklinke hängen geblieben war. Das hat mich natürlich riesig geärgert! Und das Frust-Objekt lag einige Monate zusammengerollt in einer Ecke. Aber rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit hab ich mir den Schaden aus der Nähe angeschaut, der sich wie so oft als gar nicht so groß erwiesen hat. Mit einer Filznadel konnte ich es schnell reparieren.
Die Gelegenheit habe ich allerdings genutzt, um aus einem kleinen Restknäuel des selben Garns, auch noch eine Einfassung zu häkeln. Der Pulli war ja wie gesagt eines meiner ersten Werke. Aber Frau lernt ja dazu und bildet sich durch Lektüre weiter!

In der Zwischenzeit musste ich einsehen, dass eine Einfassung aus festen Maschen an den Kanten durchaus Vorteile hat. An der vorderen Mitte des Ausschnitts hatten sich die Maschen so nämlich ein bisschen komisch verzogen. Das Restknäuel reichte gerade für Halsausschnitt und Saum. Nun ist der Pulli nicht nur repariert, sondern auch noch stabiler und besser als vorher.
Und er wird schon wieder eifrig getragen, immer mit großem Bogen um alle Türklinken herum :-)

Spültücher

Im Juli hatte ich hier darüber berichtet, dass Spülschwämme (und natürlich ähnliche Produkte wie Schwammtücher etc.) aus Erdöl hergestellt werden. Als Sofort-Anregung habe ich Euch noch den Link zu den gestrickten Spültüchern einer anderen Bloggerin gezeigt, aber natürlich musste auch für mich selbst eine Lösung her!
Die eine Maßnahme sind robuste Topfbürsten aus Holz mit Naturborsten, die wir ohnehin schon seit längerer Zeit benutzen. Die andere sind neue Spüllappen, die ich aus einem alten Geschirrhandtuch genäht habe.
Dieses war sogar noch relativ ansehnlich, aber oft werden Geschirrhandtücher ja mit der Zeit etwas fleckig, so dass man sie vielleicht nicht mehr unbedingt offen in der Küche hängen haben möchte. Aber als Spültuch taugen sie sicher noch.
Dieses Tuch ist aus Baumwolle und die neuen Spüllappen daher sehr schön griffig.

Zwar wurde ich von einigen Freundinnen zunächst dafür belächelt, dass ich einen Abend lang Spüllappen gesäumt habe. Aber ich möchte ja auch, dass diese Dinger keine sofort-Wegwerfartikel mehr sind, sondern viele Gänge in der Waschmaschine überdauern. Also werden sie natürlich ordentlich verarbeitet.
Ich denke, im Verlauf des Abends konnte ich einen Denkprozess anstoßen über die Menge an Erdöl für die Herstellung und den durch Spülschwämme, Schwammtücher (und ihre Verpackungen) verursachten Müllberg.
Ein nett mit Freundinnen verplauderter Abend erbrachte sechs Spültücher aus einem alten Geschirrhandtuch. Ich denke, die sollten locker ein Jahr lang reichen. In meinen Augen war das mal wieder gut angelegte Zeit!

Schnüffelchips und Altkleider-Lüge

Nun fange ich mit der Dokumentation an. Und da möchte ich nicht nur die Dinge, die meine Hände beschäftigt haben, aufschreiben, sondern auch die, die meinen Kopf beschäftigt haben.
Und das geht hier los mit dem Thema: Schnüffelchips in der Kleidung.
Das Thema ist für manche sicher nicht neu, aber mir war es in diesem Ausmaß so nicht klar, was da geht, mit versteckt in der Kleidung eingenähten Chips, die auf mehrere Meter Entfernung ausgelesen werden können, ohne dass ich das merke oder dem Zustimmen muss. Sie werden beim Kauf weder deaktiviert noch entfernt. Einen ganz interessanten Einblick in die Thematik, kann man hier gewinnen.
Der Beitrag ist vom 1.4., aber trotzdem kein April-Scherz - leider! Und inzwischen habe ich von weiteren Modemarken gehört, die sich angeschlossen haben.
Nun hatte ich mir ja schon länger keine neue Kleidung gekauft, aber zum Geburtstag wollte ich mir mal was leisten. Fündig geworden bin ich im Second-Hand-Laden des Bonner Behinderten-Projektes Schrankenlos. Eigentlich hielten wir Ausschau nach einem kleinen Schränkchen, denn dort werden alte Möbel aufgepeppt und interessante Regale aus Euro-Paletten gebaut etc. Wir haben leider kein passendes Möbel gefunden, dafür passte dieser Strickmantel mit Webpelzkragen sofort!

Ich bin froh, den noch rechtzeitig vor dem Winter gefunden zu haben, weil er Po und Oberschenkel so schön wärmt. Und weiterhin bin ich froh, dass mich inzwischen über 10 Kilo von den August-Fotos trennen. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Der Strickmantel jedenfalls scheint frei von Schnüffelchips zu sein und als second-hand-Ware trag ich ihn auch gerne und mit gutem Gewissen.
Denn es ging mir in der Vergangenheit so wie vielleicht vielen von Euch auch: Ich dachte, eine Kleiderspende in einen Altkleider-Container sei ein gutes Werk. Ich hatte zwar schon Gerüchte darüber gehört, dass dubiose Firmen Geld mit den Altkleidern verdienen würden. Deshalb waren meine Altkleider in den letzten Jahren, bevor ich angefangen habe alles selbst weiter zu verwerten, auch eher an caritative Läden gegangen, die die Kleider vor Ort in Deutschland weiterverarbeiten. Aber in der Vergangenheit landete auch schon so manches im Container.
Das tatsächliche Ausmaß des Altkleiderhandels hätte ich allerdings nicht erwartet! Und auch nicht, dass der Schuss so gewaltig nach hinten los geht und eine Altkleider-Spende Bedürftigen nicht hilft, sondern im Gegenteil die lokale Textilindustrie in Afrika zerstört hat!
Der ndr berichtete kürzlich darüber. Ich kann nur dringend empfehlen sich das anzusehen und möglichst viele Menschen darüber zu informieren, was ihre gut gemeinten Spenden anrichten!!!

Happy Birthday to me (and my blog)!

Der Oktober ist Gerburtstagszeit, nicht nur ich bin mal wieder älter geworden, sondern auch mein Blog existiert nun schon ein ganzes Jahr! Ich habe in den letzten Monaten oft an Euch gedacht, aber seit August mal wieder mit soviel Elan in verschiedenen Projekten gesteckt, dass ich es einfach nicht hierher geschafft habe. Nun versuche ich nach und nach wieder mit der Dokumentation hinterher zu kommen.

Meinen Geburtstag haben wir an der Nordsee verbracht. Eigentlich wollten wir ihn IN der Nordsee verbringen, auf der Insel Neuwerk nämlich. Ich bin ja ein großer Insel-Fan (habe auch einige Zeit auf Helgoland gelebt). Aber leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es war Sturm und die Wattwagen konnten nicht fahren. So mussten wir uns schnell eine Ferienwohnung auf dem Festland suchen.
Ich mag Sturm am Meer und Sam fand es einfach nur super. Wir wohnten dicht an einem Kiefern-Mischwald, wo er sich "Stöckchen" in seiner bevorzugten Größe suchen und herumschleppen konnte. Am liebsten war er aber am Strand. Sooooo viel Sand, der umgebuddelt werden muss! Sam war kaum dort wegzubekommen.

Leider humpelte er nach den anstrengenden Buddel-Aktionen am Strand, wie auch zuvor schon das ein oder andere Mal nach dem Toben mit anderen Hunden. Wir ließen ihn deshalb beim Tierarzt untersuchen und röntgen. Leider hat der alte Herr im rechten Vorderlauf bereits ganz erheblich Arthrose und auch sonst noch das eine oder andere Wehwehchen. Dementsprechend müssen wir darauf achten ihn nicht zu überlasten. Zum Glück braucht er bisher noch keine Schmerzmittel, da das Humpeln stets sehr schnell wieder verschwindet, sondern nur einen Zusatz im Futter, den er ohnehin schon seit einigen Monaten bekommt.
Bisher ist es ein fröhlicher Hund, der gerne und ausgelassen mit anderen Hunden herumtollt und sehr lauffreudig ist. Wir hoffen, dass wir ihm das noch möglichst lange erhalten können!

Montag, 22. August 2011

Schlafzimmer-Gestaltung 1 - Bestickte Decke für die Kommode

Es liegt eine recht anstrengende Zeit hinter mir, aber auch noch vor mir. Wir sind es endlich angegangen das Haus fertig zu renovieren und zu gestalten, immerhin sind wir ja auch im letzten Herbst schon eingezogen. Während einige Räume schon länger weitestgehend fertig gewesen sind, hatten sich in anderen noch Provisorien befunden. Wir haben also endlich das Wohnzimmer fertig gestrichen, die Bücher sortiert, die Stereoanlage angeschlossen und Bilder aufgehängt. Aber auch für das Wohnzimmer habe ich noch einiges zu nähen, worüber ich später berichten werde.
Jetzt geht es erstmal um das Schlafzimmer. Für das bislang provisorischste unserer Zimmer haben wir endlich gemeinsam ein schönes Konzept entwickelt und mit Reparatur- und Verbesserungsarbeiten an den Möbeln begonnen, die wir eigentlich schon vor dem Umzug vorhatten. Derzeit hat das Zimmer noch zu viele verschiedene Farbtöne, aber da arbeiten wir jetzt sukzessive dran eine bessere Linie rein zu bringen. Das Haus gibt die Wandfarbe weiß vor, ergänzt von schwarzem Holz. Hinzu kommt Gold, das durch das Bettgestell vorgegeben wird und bereits mehrfach aufgegriffen wurde, und grün. Das sollen die Hauptfarben werden.
Da wir beim Umzug einige Regale entsorgen mussten bzw. sie zum Schuhschrank umgebaut wurden, wollten wir gerne eine große Kommode anschaffen. Wir haben das Internet durchforstet und sind durch diverse Möbelmärkte gelaufen. Unser Wunsch war Vollholz und nicht Pressspanplatten mit Holz-Foto-Tapete oder Furnier. Zu unserem großen Erstaunen fanden wir nichts geeignetes, denn wenn ein Markt Vollholz anbot, dann war es Tropenholz, was für uns natürlich gar nicht in Frage kam! Oder die Kommoden waren zu klein oder passten aus anderen Gründen einfach nicht. Mein Mann überredete mich daher zu einer Expedition in ein großes schwedisches Möbelhaus, was ich bis dahin immer gemieden hatte (und wo es mich auch nach wie vor nicht hinzieht...). Aber ich musste gestehen, dass hier genau die Kommode zu finden war, die wir suchten, aus Holz (Kiefer), schwarz lasiert und damit zum Haus passend, in genau der richtigen Größe und mit einer ausführlichen Deklaration der verwendeten "Zutaten", wie sie die anderen Möbelhäuser nicht boten.
Ich hab es dann allerdings geschafft gleich beim Aufbau eine große Schramme in die Deckelplatte zu bekommen :-( Zudem ist die große schwarze Platte zwar für mich praktisch, um meine Wäsche bereit zu legen, wenn ich wieder pendeln muss, aber man sieht auch jedes Staubkorn. Und sehr groß wirkt das dunkle Stück in dem relativ kleinen Zimmer natürlich auch.
Bislang hatten wir - provisorisch - eine alte dunkelgelbe Tischdecke mit Fransen darauf gelegt, um die Schramme zu verdecken. Das gefiel mir aber nie und passte auch zu nichts, weder in Farbe noch in der Form. Nachdem wir nun die Wand hinter der Kommode endlich gestrichen und Bilder aufgehängt hatten, habe ich endlich eine passende Decke für die Kommode angefertigt.
Ich habe dazu einen feinen, glatten Baumwoll-Köper in meinen Vorräten gefunden. Der Stoff in zartgrün hat einen schönen Glanz und sieht wirklich edel aus. Da über der Kommode ein selbstgebauter Bilderrahmen hängt, der mit (unechten) Efeuranken dekoriert ist, war mir schnell klar, dass ich die neue Decke mit einem Rankenmuster besticken wollte. Ich habe meine Stickbücher gewälzt, um vielleicht mal einen neuen Stich zu probieren, aber schließlich bin ich zum Bewährten zurück gekommen: Stielstich sieht für Ranken einfach am besten aus!
Dieses Mal habe ich das Muster mit Bleistift dünn vorgezeichnet. Ich wusste anfangs noch gar nicht genau, wie es werden sollte. Ich habe einfach den Stift angesetzt und die erste Ranke gezeichnet. Dann war mir auf einmal klar, wie das Muster aussehen müsste. Es sollte organisch wirken, ein bisschen wie gewachsen, und trotzdem eine gewisse Symmetrie beibehalten. Ich wollte nicht die ganze Fläche besticken, aber trotzdem ein großflächiges Muster haben. Auf der Wandseite ließ ich schon mal Bereiche frei, auf die die kleine Musikanlage und die Lautsprecher platziert werden. So kommen jetzt zwei große Ranken aus den vorderen, zwei kleine aus den hinteren Ecken und eine weitere vorn aus der Mitte. Das Muster ist luftig, aber trotzdem wirkungsvoll.


Stickgarn in einem dunklen Waldgrün war noch ausreichend vorhanden. Ich verwendete es wieder zweifädig. Den Stielstich habe ich auch zum Einfassen des Stoffes verwendet, um nicht doppelte Arbeit zu haben und keine störende Naht. Dazu habe ich den Stoff zweimal umgeschlagen und von rechts mit Stielstich durch alle Stofflagen gestickt. Das hat sehr gut funktioniert.


Die Decke ist fertig und bedeckt die Kommodenplatte über die ganze Länge mit einem kleinen Rand ringsum.


Schöner Reparieren 2 - Umhängetasche

Vor ein paar Jahren führten mich zwei Dienstreisen ins ferne Argentinien. Ich habe mir von dort einen wunderschönen leichten Alpaka-Pullover mitgebracht, den ich aber fast nie anziehen kann, weil er so furchtbar warm hält. Weitere Mitbringsel waren ein Kuhfell-Geldbeutel im Zebralook, den ich im täglichen Gebrauch habe, ein Ring mit einem vergoldeten Südbuchen-Blatt und eine bestickte, große Umhängetasche.
Die Tasche habe ich eine zeitlang gerne benutzt, aber dann war der Träger auf der einen Seite fast abgerissen, erste Pailetten auf der Vorderseite verloren, andere lose. Zudem waren die Fäden der Stickerei teilweise schlecht vernäht und hingen heraus und es gab lange, flottierende Fäden, weil offenbar der Unterfaden auf der Rückseite fehlte. Kurz, die Tasche sah einfach alt und unordentlich aus und landete deshalb für längere Zeit im Schrank.


 Jetzt war ich auf der Suche nach einer Tasche, die ein paar Unterlagen, mein Mittagessen und eine kleine Handarbeit fassen könnte und stieß dabei wieder auf die schöne Tasche aus taubenblauem Rips.
Als erstes habe ich natürlich den Träger wieder fest genäht und auch gleich auf der anderen, noch weitgehend intakten Seite, sicherheitshalber einmal drüber genäht. Dann habe ich sämtliche Pailetten von der Vorderseite entfernt, weil ich ihre verstreute Anordnung zwischen der matten Stickerei auf dem matten Stoff sowieso nicht gut fand. Zuviel Glamour für den Alltag :-) Pailetten und das Garn, mit dem sie angenäht waren, habe ich natürlich aufbewahrt.
Dann habe ich die Fadenenden vernäht und die flottierenden Fäden mit ein paar Anlegestichen befestigt. Taschendeckel für mich damitwieder perfekt. Das sieht schön ordentlich aus, die Stickerei kommt jetzt gut zur Geltung und man wird nicht von den Pailetten so abgelenkt.


Einige der Pailetten habe ich schuppenförmig in zwei Reihen über die Ansatzstellen des Trägers genäht und zwar so, dass ich gleichzeitig mit dem stabilen doppelten Nähfaden die Nähte nochmals verstärkt habe, aber die geflickte Stelle nicht mehr zu sehen ist. So fallen die Pailetten nur noch dem aufmerksamen Beobachter ins Auge. Das ist subtiler, alltagstauglicher Glamour :-) Und die Tasche leistet wieder gute Dienste.


Auch hier waren es wieder einige Stunden Arbeit für ein recht günstig eingekauftes Stück. Aber auch dieses wurde vermutlich von schlecht bezahlten Menschen gefertigt. Es steckt einige Kreativität im Muster des Taschendeckels und sicher ziemlich viel Arbeit. Ich bin mir sicher, dass es der richtige Weg ist, solche Stücke selbst zu reparieren, statt durch einen anderen Billigimport zu ersetzen und darum habe ich die Arbeit gerne investiert und freue mich nun wieder an dem schönen Stück, das nach der Reparatur noch viel besser meinen persönlichen Vorstellungen entspricht.

Schöner Reparieren 1 - Baumwoll-Tunika

Derzeit sind gewissermaßen Reparatur-Wochen beim Zebra :-) So manches Teil mit geplatzter Naht hat sich in den letzten Monaten bei meinem Mann und mir angesammelt. Meistens bedeutet Reparieren hier die Nähte möglichst unsichtbar wieder zu schließen. Aber das muss nicht immer so sein. Ich habe ja schon Teile hier vorgestellt, die durch die Reparatur noch viel besser geworden sind, etwa das fliederfarbene Shirt oder das schwarze Shirt, das erst durch die lochverdeckende Applikation zu etwas besonderem geworden ist und seinen Charakter erhalten hat.
Ich bin im Besitz von zwei Baumwoll-Tuniken aus Pakistan, die ich wegen ihrer wunderschönen Stickereien sehr liebe und wegen des angenehmen Schnitts mit leicht ausgestellten Ärmeln auch gerne trage. Eine ist aus einem senfgelben, leichten Stoff und hat einen asymmetrisch geschwungenen Halsausschnitt mit einem Mini-Stehkragen.


Die andere ist aus einem dickeren Stoff und sehr angenehm in der nahenden "Übergangszeit" zu tragen. Der Stoff wurde aus schwarzer Kette und orangem Schuss gewebt und wirkt dadurch leicht changierend in einem warmen braun. Sie ist üppig und wunderschön bestickt.



Ich habe die Tuniken in einer Art Hippie-Laden in Frankfurt erstanden. Ich bin mir über den Preis nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube sie sollten bloß um die 14 Euro pro Stück kosten und weil ich zwei gekauft habe, waren es zusammen nur 20 Euro. Das bedeutet 10 Euro pro Stück! Wenn man davon ausgeht, dass die Ladenbetreiberin auch noch was daran verdienen will, muss man sich fragen, was der pakistanische Baumwollbauer wohl noch abbekommen hat. Und eigentlich schäme ich mich ein bisschen, dass ich vor ein paar Jahren die Tuniken zu diesem Preis gekauft habe. Aber hätte ich freiwillig mehr bezahlt, hätte das wohl der Ladenbetreiberin gut getan, aber beim Baumwollbauer wäre sicher trotzdem nichts angekommen, geschweige denn bei der Näherin oder der Stickerin.
Ich bin kein besonders sozial-engagierter Mensch, meine Schwerpunkte liegen woanders. Aber oft decken sich die Interessen der Bevölkerung mit ökologischen Interessen. Da Baumwolle ja nicht nur in Form solcher hübsch bestickten Tuniken vorkommt, sondern heute eigentlich das wichtigste Bekleidungs- und Handarbeitsmaterial ist (vom Stickgarn bis zum Patchworkstoff werden da jährlich in Deutschland gigantische Mengen verarbeitet!), habe ich mal ein bisschen darüber recherchiert. Ich habe eine ganz interessante Seite gefunden, auf der Informationen sowohl über die sozialen als auch über die ökologischen Auswirkungen des Baumwollanbaus zusammengestellt sind (gut fand ich dort auch, dass die Seite ihre Quellen angibt und nicht einfach nur irgendwas behauptet).

Nun zurück zu meinen Tuniken. Die braune hatte ein Loch im Stoff auf der Rückseite. Ich habe keine Ahnung, wie es dahin gekommen sein mag. Klar, das Stück war sehr billig und es wäre sicher leicht einen entsprechend günstigen Ersatz zu beschaffen. Aber nachdem mir unbekannte Menschen schon so viel Arbeit hineingesteckt haben, um das Stück zu fertigen, das aufwändige Muster zu entwerfen, zu sticken und Pailetten, Perlen etc. aufzunähen, war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich es möglichst gut reparieren wollte, um noch viele Jahre Freude daran haben zu können.
 Ich habe das Loch mit schwarzem Garn gestopft, aber da der Stoff ja aus zwei Farben gewebt war, sah das alleine natürlich nicht gut aus. Von der Igel-Tischdecke hatte ich noch Stickgarn in einem passenden Beigeton übrig, um das Loch übersticken zu können. Ich entschied mich also auch auf der Rückseite eine Borte anzubringen, wo es bisher noch keine gab. Die Stickerei auf der Vorderseite war überwiegend im Kettenstich ausgeführt, was mir ja sehr entgegen kam, weil es auch mein Lieblingsstich ist. Ich begann auf dem geflickten Loch und stickte einen Kreis und von dort aus - ohne Vorzeichnung und erstmal auch noch ohne Plan - den ersten Bogen. Dann formte sich in meinem Kopf die Idee für das Muster. Ich griff die Kringel in der Bogenmitte von der Vorderseite auf und dazwischen kamen diese Kugeln am Stiel. Für diese Muster verwendete ich das Garn zweifädig.
Dann wollte ich gern darunter noch die Wellen- bzw. Zickzacklinie aufgreifen, die auch auf der Vorderseite und an den Ärmeln den Abschluss bildet. Da das Garn langsam knapp wurde, habe ich nur noch einfädig gearbeitet. Wie auch schon das Hauptmuster ohne Vorzeichnung.


Als letztes wollte ich dazwischen noch eine gerade Linie einfügen, um die Ähnlichkeit zur Vorderseite noch zu verstärken, aber da ging mir leider 5 cm vor Schluss das Garn aus. Sowas passiert halt, wenn man nur mit Resten arbeitet. Also eine Reihe Kettenstiche wieder auftrennen :-( Trotzdem gefällt mir das Ergebnis sehr gut und die Tunika eigentlich noch besser als vorher, weil sie jetzt auch auf der Rückseite bestickt ist. Ich hatte zwar auch noch ein paar helle Perlen, die ich hätte einarbeiten können, aber ich finde das zum Draufsitzen nicht so praktisch und habe es lieber gelassen.
Es war ungefähr einen Tag Arbeit, um ein 10-Euro-Kleidungsstück zu retten. Aus meiner Sicht aber aus Respekt vor dem Material und vor allem der Arbeit, die andere Menschen bereits hinein gesteckt haben, das einzig richtige.