Sonntag, 27. Februar 2011

Tipps: Eichen aus Venedig und Cradle to Cradle

Wenn ich Zeit habe, lese ich gerne die Architekturzeitschirften meines Mannes mit. Da neben Neubaten sehr oft Umbauten und Weiterentwicklungen alter Bausubstanz im Fokus stehen, hat mir das viel gebracht einen Zugang zu moderner Architektur zu bekommen und auch zuverstehen, dass alte Wohngebäude nur erhalten werden können, wenn man sie weiterentwickelt und anpasst. Schließlich will heute keiner mehr mit dem Ausstattungsstandard von 1789 leben... Und in der Regel lassen sich solche Gebäude nach dem Umbau weitaus energieeffizienter Beheizen etc. als vorher.
Aber das nur am Rande. Neben den Gebäuden selbst geht es aber oft auch um die Ausgestaltung der Innenräume, auch Möbel spielen häufig eine Rolle und da wird es richtig interessant. Ich möchte gerne zwei Links hier posten. Beim ersten geht es um Recycling und zwar von Eichenstämmen aus der Fahrrinne von Venedig. Diese müssen alle 5-10 Jahre ausgetauscht werden und wurden bis dato anschließend verheizt. Dieses Mal jedoch haben 29 Designer aus dem alten Holz Möbel gebaut, die man derzeit in Köln bestaunen kann - oder auf der Fotostrecke hier.
Beim zweiten Link geht es um mehr, nicht um Re- sondern um Cycling! Es wird die These aufgestellt, dass das "Möglichst-wenig-schädlich-sein", was hierzu Lande oft versucht wird (weniger Strom, weniger Benzin, weniger Giftstoffe...) die Grundprobleme nicht löst sondern nur etwas in die Zukunft verschieben kann. Außerdem würde es dazu führen, dass der Mensch sich selbst als "Schädling" auf der Erde empfinde und das sei der Anfang vom Untergang unserer Kultur. Deshalb wird versucht die Grundprinzipien von Ökosystem-Kreisläufen in die Produktion zu übertragen und die Industrie zu verändern. Das Konzept heißt "cradle to cradle" (von der Wiege zur Wiege) und wird dem heute üblichen Weg "cradle to grave" (von der Wiege ins Grab) gegenüber gestellt. Dinge sollen nach der Nutzung entweder wieder Rohstoffe für anderes (also komplett recyclingfähig) sein oder vollständig biologisch abbaubar. Bis 16. März werden in Berlin cradle-to-cradle-Projekte ausgestellt, von leimfreien Holzhäusern bis zu kompostierbaren T-Shirts. Mehr Infos zum Konzept gibt es hier, zur Ausstellung hier.
Ich wünsche allen, die auf diesem Wege bereits arbeiten und forschen den größtmöglichen Erfolg! Ich hoffe das Konzept setzt sich durch und kann wirklich die Industrie erreichen!

Donnerstag, 24. Februar 2011

Familienzuwachs: Pinky & Brain

Gestern sind zwei Mongolische Wüstenrennmäuse (natürlich aus Deutscher Nachzucht) bei uns eingezogen. Die Jungs sind 10 Wochen alt und derzeit jeder 62 g schwer, unglaublich niedlich und auch schon ziemlich zutraulich.
Pinkys Spezialität ist das Wühlen. 20 kg Sand umschichten? Für Pinky kein Problem! Und dauert auch gar nicht lange... Brains Spezialität ist dagegen das Sortieren von Futter. Nur die erlesendsten Häppchen werden ausgewählt, ins Häuschen geschleppt und dort verzehrt. Damit verbringt er recht viel Zeit, will ja wohl überlegt sein, was man frißt, wenn man nachts die Weltherrschaft an sich reißen will... Pinky dagegen frißt nach getaner Wühlarbeit was immer ihm vor die Nase kommt. Wirklich ulkig wie unterschiedlich im Charakter die beiden Brüder sein können.
Das ist der Pinky:


Und das ist der Brain:


Und wer die beiden "Originale" noch nicht kennt, kann ja hier mal reinschauen:
 

Sonntag, 13. Februar 2011

4 Monate Blog, 4 Monate moderne Handarbeiten

Zeit für einen kleinen Rückblick und ein paar Gedanken. Im letzten Oktober, nach unserem Umzug in ein Häuschen im Rheinland, habe ich einen schon einige Monate schwelenden Gedanken in die Tat umgesetzt: Handarbeiten und Basteln nicht mehr nur für's Mittelalter sondern auch für das Jetzt und Hier. Dahinter steht der Wunsch sich von der Konsumgesellschaft zu lösen. Das Wegwerfen von Gegenständen/Kleidung möchte ich ebenso vermeiden wie das Neukaufen von Billigwaren made in sonstwo. Desweiteren wünsche ich mir Individuelles, was meinen Vorstellungen nicht nur ungefähr sondern ganz genau entspricht! Und das fängt beim Schuhschrank an und geht bis zum T-Shirt. Meine Figur entspricht nicht den gängigen Kleidergrößen, so dass Einkaufen mir ohnehin nie besondere Freude bereitet hat. Sich zukünftig mit weniger Kunststoffen zu umgeben ist ein weiterer Wunsch.
Als ich angefangen habe, konnte ich Nadelbindung, Sticken, Nähen mit der Hand, Spinnen, Färben mit Pflanzen, Brettchenweben, ein wenig Filzen und Weben sowie Knüpfen. Ich hatte mir vorgenommen an modernen Techniken Häkeln, Stricken und Nähen mit der Nähmaschine zu lernen. Ein Handarbeitsgeschäft hatte ich seit Jahren nicht von Nahem gesehen
Auf der Suche nach einer geeigneten Dokumentation habe ich mich schließlich für einen Blog entschieden, der noch im Laufe des Oktober online ging. Bisher stand ich dem Bloggen sehr skeptisch gegenüber. Ich will meine Zeit schließlich in erster Linie mit den Handarbeiten verbringen und nicht am PC. Trotzdem war mir eine ordentliche Dokumentation wichtig.

Und wie sieht es jetzt aus?
1. Häkeln, Stricken und Nähen mit der Nähmaschine habe ich gelernt. Naja, so grundsätzlich jedenfalls. Das Häkeln ist eine Technik, die mir sehr liegt und in die ich mich in kürzester Zeit verliebt habe. Die Häkelnadeln aus laminiertem Birkenholz mit ihren gedrechselten Enden sind ein wunderbar einfaches und doch optisch ansprechendes Werkzeug, das gut in der Hand liegt. Die Häkeltechnik erlaubt mir völlig freies Arbeiten ebenso wie bei der Nadelbindung. Das Nähen mit der Nähmaschine ist mir nach wie vor suspekt. Inzwischen wird es für größere Stücke zwar schon eingesetzt, aber überall, wo es kompliziert wird oder gut aussehen soll, greife ich doch lieber selbst zur Nadel. Hier brauche ich noch viel Übung...
Mit dem Stricken komme ich eigentlich schon ganz gut zurecht. Anders als beim Häkeln geht es stellenweise sogar ohne hinzusehen. Allerdings liebe ich die Technik nicht. Ich habe mich zwar auch hier mit Birkenholznadeln versorgt, aber mich stört, dass man so viel verschiedene Nalden braucht. Beim Häkeln ist es viel einfacher an verschiedenen Enden gleichzeitig zu Arbeiten, man braucht doch nur die eine Nadel. Beim Stricken ist das viel komplizierter. Und dann habe ich nicht gern die Maschen beim Arbeiten in der Hand. Trotzdem, ich mag das Ergebnis, also mache ich weiter. Vielleicht wird es ja doch noch Liebe auf den zweiten Blick?
Desweiteren habe ich mit großer Freude längst vergessen geglaubte Techniken aus Kindertagen hervorgekramt und für mich weiterentwickelt. Papier-Schneeflocken, Pappmaché-Anhänger und Flechtwerk aus alten Zeitungen sind einige der Ergebnisse gewesen.

2. Handarbeitszeitschriften
In den letzten Monaten habe ich diverse Näh- und Handarbeitszeitschriften gekauft und regelrecht studiert. Es hat mir geholfen viele Dinge zu verstehen und meine eigenen Entwürfe für die verschiedenen Techniken zu erstellen. Insbesondere die Nähzeitschriften haben mir außerdem geholfen meinen Respekt vor moderner Kleidung abzulegen. Ich habe für mich und andere schon viele mittelalterliche Kleidungsstücke gefertigt. Moderne Kleidung mit ihren stoffverschwenderischen Schnitten, Abnähern, Knöpfen und Reißverschlüssen selbst zu nähen oder zu verändern schien mir dagegen lange Zeit völlig unvorstellbar. Aber wenn man ein paar Hefte gelesen hat, versteht man irgendwann, dass auch moderne Kleidung nur aus einer begrenzten Anzahl von Teilen besteht und das es eigentlich nichts gibt, was man nicht auch selbst machen könnte.
Aus vielen Zeitschriften habe ich diverse Ideen zum Handarbeiten und Basteln mitgenommen.
ABER: Je länger ich sie lese, desto mehr scheinen sie mir nur aufwändig gestaltete Kataloge zu sein. Irgendwie scheint es ständig um den Verkauf von Stoffen, Handarbeitspaketen, Knöpfen und Garnen zu gehen. Das nervt inzwischen gewaltig, da ich das sowieso nicht kaufen, sondern in erster Linie aus dem hier vorhandenen etwas machen will. Dass eine große Nähzeitschrift seit neuestem damit wirbt, dass man die vorgestellten Modelle jetzt auch fertig kaufen könne, bestätigt meinen Verdacht mit dem Katalog. Was ergibt das auch für einen Sinn? Eine Nähzeitschrift kaufen und die Modelle dann fertig schicken lassen? Da kann ich nicht folgen, will ich auch gar nicht. Ich kaufe jetzt wieder weniger Zeitungen und auch nur dann, wenn etwas besonders interessantes darin ist.

3. Blog
Das Bloggen funktioniert für mich gut zur Dokumentation. Allerdings bin ich in meiner Freizeit so ungern und selten am PC, dass ich es bisher meist nur einmal im Monat geschafft und dann alle fertigen Projekte auf einmal eingestellt habe. Es freut mich, dass sich einige Leute entschlossen haben hier mitzulesen. Und so ergänze ich neben der puren Dokumentation für mich manchmal auch noch ältere Stücke. Ich habe festgestellt, dass es hier sehr nette und hilfsbereite Leute gibt und die Tipps sind manchmal wirklich Gold wert! Darum habe ich auch angefangen die Blogs anderer zu lesen. Allerdings mache ich auch das nicht regelmäßig bzw. schon, regelmäßig einmal im Monat :-) Das wird sich sicher auch nicht grundsätzlich ändern, meine Priorität ist einfach anders gelagert. Trotzdem schätze ich den Austausch inzwischen sehr und denke, dass ich von den vielen interessanten Leuten hier mehr lernen kann, als von den teilweise recht teuren Zeitungen.
Ich habe einige Blogs kennen gelernt, die mehrsprachig sind. Das finde ich sehr gut, denn man ist ja mit wenigen Klicks auf einem Blog aus Finnland, den USA oder Spanien. Auch ich überlege daher, ob ich vielleicht meinen Posts zukünftig eine englische Zusammenfassung beigeben sollte. Gemäß der Devise: global denken, lokal handeln! Und das Internet ist nun mal die globalste Sache überhaupt.

4. Handarbeitsläden
Ich habe in den letzten Monaten einige Handarbeitsläden aufgesucht. Einmal um mich mit Häkel- und Stricknadeln zu versorgen, zum anderen habe ich für Projekte für meinen Mann und meine Mutter nach Garnen gesucht. Die meisten Läden haben mich aber ziemlich enttäuscht. Wenn ich meinen Grundsätzen treu bleiben und Materialien verarbeiten will, die recycelt, natürlich oder regional und am liebsten mehreres auf einmal sind, dann wird es ganz schön schwierig. Garne ohne Kunstfaser-Beimischungen sind rar und die vorhandenen in der Regel vom anderen Ende der Welt. Kürzlich habe ich meinen Mann zu einem Ausflug nach Ahrweiler überreden können, da ich die Adresse eines Handarbeitsladens dort hatte. Der war wirklich schön! Eine große Auswahl und sogar handgesponnene Garne sind dort zu haben (die brauche ich zwar nicht, die mache ich mir selbst, aber gefreut habe ich mich trotzdem darüber). Von Lesern meines Blogs habe ich weitere Tipps bekommen. Tatsächlich bin ich jetzt in einem Katalog schon fündig geworden, was Natur- und sogar regionale Garne angeht. Also, Handarbeitsladen ist nicht gleich Handarbeitsladen und es lohnt sich etwas länger zu suchen, um doch noch Garne zu bekommen, die man mit gutem Gewissen verarbeiten kann. Das weiß ich jetzt für die Zukunft.

5. Ruhe und Hektik
Am Anfang bin ich eher hektisch an die Sache rangegangen. Das war auf der einen Seite erstaunlich, weil ich mir für mittelalterliche Projekte schon immer die nötige Zeit und Ruhe genommen habe. Manche Projekte haben Jahre gebraucht um fertig zu werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch leicht zu erklären, denn ich hatte wochenlang Ideen gesammelt und Projekte erdacht, bevor ich wirklich loslegen konnte. Das war mehr so eine Art kreative Explosion ;-) (Kürzlich habe ich mir ein Büchlein genommen und mal ein paar Projekte skizziert, die ich schon fertig erdacht im Kopf habe, zumeist ist auch das Material schon vollständig vorhanden. Ruckzuck war ich bei 40!).
Ein Artikel von Sara Lechner gab letztlich den Ausschlag wieder zur Ruhe zu kommen und mir mehr Zeit auch für die modernen Projekte zu nehmen. Ich bin zwar weiterhin kontinuierlich täglich dabei etwas zu tun, aber mit mehr Ruhe. Schließlich muss ich so schnell nicht erfrieren. Umso erstaunter war ich, als ich auf einer Mailingliste eine Diskussion über Spinnräder verfolgt habe. Viele äußerten sich dahingehend, dass sie ein Rad aus Übersee haben (oder haben wollen), weil ihnen die hiesigen Spinnräder nicht genug leisten. Sie kommen damit nicht schnell genug voran, die Übersetzung ist ihnen zu klein usw. Ich habe mich der Diskussion enthalten und mich vor mich hingewundert. Denn schließlich verdienen die wenigsten auf der Mailingliste ihr Geld mit dem Spinnen, für die meisten ist es ein Hobby. Aber sie betreiben selbst ihr Hobby mit Eile und Hektik, es kann nicht schnell genug gehen. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass sie mir Leid tun, denn sie können ihr Hobby und diesen Schaffensprozess gar nicht genießen.
Mit einem Bild von meinem liebsten Spinnrad möchte ich mich für heute wieder verabschieden. Es ist ein no-name-Drechslerrad aus dem Schwarzwald, das ich geschenkt bekommen und damals mit dem Zug abgeholt habe. Die Übersetzung ist niedrig, das Schwungrad sehr klein. Aber es spinnt Seide und Wolle ganz wunderbar. Das Spinnen damit ist für mich fast schon eine Art Meditation. Die Steinschaflammwolle für den Schal meines Mannes habe ich beispielsweise darauf gesponnen.

Mittelalterliches - Stirnband und Beinlinge

In den letzten Wochen habe ich auch ein paar Kleinigkeiten für's Mittelalter fertig gemacht. Zunächst mal ein Stirnband aus ungebleichtem Leinen für mich. Heute erinnert es uns immer stark an Nonnen oder Muslima, doch im 11. Jh. gingen die Frauen nur mit einem Schleier vor die Tür, der kein Haar sehen ließ. Schließlich war na regionalch damaliger Auffassung durch Eva die Sünde in die Welt gebracht worden, weshalb von Frauen ein besonders sittsames Leben gefordert wurde, sozusagen um bis zum Jüngsten Gericht noch was wieder gut zu machen... Übrigens änderte sich das im Laufe des 12. Jh. Die Frauen begannen dann ihre langen Haare zu zeigen, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Schleier selbst sind sehr einfach zu fertigende Rechtecke. Damit der Haaransatz aber sicher verdeckt bleibt, kann man darunter ein Stirnband tragen. Das ist einfach ein schalartiges Stoffstück, das im Nacken verknotet wird. Ggf. kann man den Schleier selbst mit Nadeln daran festmachen. Bei dem "Schlauchschleier" auf diesem Bild ist das aber nicht mal nötig.


Für meinen Mann habe ich ein paar Beinlinge fertig gemacht, die lagen als UFO schon seit Monaten rum. Für die, denen das nichts sagt eine kurze Erklärung: Beinlinge sind zwei einzelne "Stoffröhren". Gemeinsam ergeben sie gewissermaßen eine Hose, weshalb man bis heute "ein paar Hosen" oder "a pair of trousers" sagt und damit doch nur noch ein Stück meint. Es gibt sie mit Fuß oder ohne. In diesem Fall haben sie einen Steg, also einen unter dem Fuß verlaufenden Stoffstreifen, der das Hochrutschen verhindert, wie eine moderne Steghose eben. Oben werden die Beinlinge übrigens mit kurzen Bändern am Gürtel der Unterhose festgebunden. Die Beinlinge kommen im 11. Jh. so langsam in Mode und setzen sich in den folgenden Jahrhunderten als Beinbekleidung für Männer allgemein durch, während die Hose, in der Form, wie wir sie heute kennen und wie sie auch in früherer Zeit verbreitet war, erstmal wieder verschwindet.



Der Stoff für diese Beinlinge ist übrigens recycelt, denn er diente mir jahrelang als Mantelfutter, natürlich, denn es ist reine Wolle, und, denn er wurde von der Lebensgemeinschaft e. V. in Hessen von Hand gewebt.

Möbel - nach 30 Jahren wieder vereint

Meine Großeltern hatten einen großen, dunklen Buffetschrank in ihrem Esszimmer. Vor rund 30 Jahren wurde meiner Großmutter das Möbel zu wuchtig und zu dunkel. So wurde es geteilt. Das Oberteil bekam Füße verpasst und landete im Partykeller, in einer dunklen Ecke hinter der Bar. Es wurde genutzt zur Aufbewahrung von Gläsern, Besteck, Bierdeckel und anderem, oben drauf standen Flaschen. Es wurde aber nicht besonders beachtet und wenig gepflegt, mit Kerzenwachs bekleckert, verschrammt und Zigarettenrauch ausgesetzt.
Das Unterteil wurde abgezogen und neu in einem helleren Ton gebeizt. Da mein Großvater gerne mit verschiedenen Beizen Effekte erzielte, machte er ein kleines Schachbrettmuster in den Mittelteil. Es stand bis zum Tod meiner Großmutter vor kurzer Zeit in ihrem Esszimmer. Es hat zwar altersbedingt auch ein paar Schrammen, aber prinzipiell wurde es besser gepflegt, gelegentlich poliert und glänzte immer noch schön.
Nun habe ich beide Teile zu mir geholt und in ihrer ursprünglichen Form aufeinander gesetzt. Die nachträglich am Oberteil angebrachten Füße sind wieder entfernt worden. Das Buffet steht nun in unserem Esszimmer und wird geliebt und genutzt wie früher. Ich habe das Oberteil eine Weile mit Politur behandelt und war erstaunt, um wie viel die Türen doch noch heller geworden sind, die Maserung erinnert mich an meine liebste Blockflöte aus Ahorn. Trotzdem haben die Teile natürlich verschiedene Farben. Durch die dezenten Schnitzereien, die sich an beiden Stücken finden, sind sie aber doch eindeutig verbunden (beim Oberteil unter den Glastüren, beim Unterteil oben an den Türen).


Es sind auf jeden Fall stabile Holzmöbel, die noch viele Jahre halten können. Sie bieten viel mehr Platz, als unsere kleinen alten Vitrinen, in denen sich unsere Gläser und einiges Geschirr zuletzt quetschen mussten. Vielleicht werden wir sie irgendwann mal überarbeiten, damit sie nicht mehr so verschrammt aussehen. Derzeit gefällt es mir aber, dass sie Geschichten davon zu erzählen haben, wie sich der Geschmack wandelt und wie alte Möbel (wie auch Häuser) sich immer wieder verändern müssen, wenn sie von mehreren Generationen genutzt werden sollen.

Montag, 7. Februar 2011

Schal 4 - Ein Hauch von Mohair für mich & meine Schals und Tücher von anderen

Nachdem ich nun insgesamt schon drei Schals für meine Mutter und meinen Mann gearbeitet hatte, wollte ich nun auch mal einen für mich. Ich habe ja einigen sehr netten Leuten schon ganz fantastische Schals und Dreiecktücher zu verdanken. Eben jene Freundin, die mir im Dezember das Stricken beigebracht hat, hatte mir zuvor im Herbst ein schweres, großes Dreieckstuch aus Baumwolle gestrickt. Es ist sehr dicht und hat mir in diesem Winter schon gute Dienste geleistet, ich habe es oft bei mir. Der Streifen in leuchtendem Orange zwischen den zwei Grüntönen gefällt mir besonders gut.


Ein anderes großes Dreieckstuch ist das Ergebnis eines Fasertausches. Ich hatte 200 g einer Mischung aus Ziegenhaar und Bergschafwolle losgeschickt und mir ein solches Tuch gewünscht. Damit es dafür reicht hatte die zweite in der Runde es beim Spinnen mit einem dünnen Baumwollfaden gezwirnt und die Dritte es dann mit einem Lochmuster gestrickt. Ich hätte nie gedacht, dass man aus 200 g so ein großes Tuch bekommen könnte. Ich habe es schon sehr viel getragen, es ist wirklich toll wärmend und sogar Antarktis-tauglich. Auf dem Bild trage ich das Tuch um Hals und Kopf gewickelt gegen die eisigen Winde am Strand von King-George-Island in der Antarktis. Im Vordergrund liegt übrigens ein Walknochen.


Dann habe ich noch einen wunderschönen Möbius-Schal aus weißer Wolle von einer Teilnehmerin des Faserbuches handgesponnen und gestrickt bekommen. Auch der war mit auf meinen Reisen in die Antarktis. Bei schönem Wetter, wenn der Sturm nicht so stark war, kam dieser Schal zum Einsatz, der mir auch hier in Deutschland an Bushaltestellen und Bahnsteigen immer wieder gute Dienste leistet.


Gegen große Kälte und Wind bin ich also gut ausgestattet. Was ich wollte war daher ein ganz leichter Schal für die Übergangszeit und auch, um ihn zu Hause oder im Büro zu tragen gegen leichte Zugluft. Klar, ein Naturmaterial sollte es sein und nach Möglichkeit selbst verarbeitet. Dazu fiel mir ein, dass ich vor Jahren mal auf einem Spinntreffen nicht widerstehen konnte und einen Mohair-Kammzug gekauft habe, obwohl ich keine Verwendung dafür hatte. Ich habe es damals abgebunden und mit Rotholz rote Streifen darauf gefärbt. Einen Teil habe ich dann so verschenkt, aber 50 g für mich aufgehoben. Jahre später habe ich es zu einem Färbekurs mitgenommen. es gab noch ein bisschen gelbe Küpe von Kreuzdornbeeren und ich dachte mir, dass könnte ganz gut mit dem Rot harmonieren. Leider habe ich nicht nachgedacht, wie stark das Rotholz ausblutet. Im Färbebad hat sich viel rote Farbe gelöst und der Kammzug kam mehr oder weniger einheitlich orange wieder heraus mit nur noch leichten Nuancen. So lag er dann wieder einige Zeit in einer Kiste.
Jetzt habe ich ihn endlich gesponnen. Ich wollte es weich haben, also habe ich leicht überdreht gesponnen und dann mit einem hauchdünnen Seidenfaden gezwirnt, so dass ein Großteil der Drehung wieder raus ist und ich ein wirklich schönes, weiches, leicht unregelmäßiges Garn erhalten habe.
Den Schal habe ich dann mit Nadelstärke 8 gehäkelt, so dass er wirklich luftig wurde. Abwechselnd 6 Luftmaschen und 1 feste Masche ergaben ein flexibles, leicht dreidimensionales Netz. Den Farbverlauf kann man (bei Tageslicht) nur noch erahnen, aber das ist egal, denn insgesamt hat er eine schöne, warme Farbe.
Der Schal ist total angenehm zu tragen, oft vergesse ich fast, dass ich ihn anhabe und ziehe ihn fast nur noch zum Schlafengehen aus :-) Ich trage ihn drinnen und habe mir angewöhnt, wenn ich raus gehe, einfach ein Dreieckstuch darüber zu tragen, er stört darunter nicht.
Jetzt habe ich also mein erstes Stück aus Mohair und bin sehr zufrieden damit.

Vorhänge für Wohnzimmer und Mittelalter

In unserem Wohnzimmer haben wir eine 6 m breite Fensterfront zur Straße hin. Das ist ganz nett, weil man schauen kann, was draußen los ist. Aber es ist auch doof, weil man so auf dem Präsentierteller sitzt und jeder reinschauen kann. Also wollten wir gerne Gardinen dafür haben. Dass die Gardinen aus Naturmaterialien sein sollten, verstand sich von selbst. Schnell war die Wahl auf leichten Wollstoff gefallen, wie ich ihn auch gerne für Schleier verwende, denn Wollstoffe sollen sich ja besonders günstig auf das Raumklima auswirken.
Wir waren uns außerdem schnell einig, dass die Vorhänge mittelalterkompatibel sein müssen, wenn wir jetzt schon so viel Geld für Stoff ausgeben. Ein Zelt, vor allem aber ein Raum in einer Burg oder einem nachgebauten Haus, sieht gleich sehr viel schöner, gemütlicher und wohnlicher aus, wenn man ein paar Wandbehänge aufhängt. Wir haben schon ein paar Sachen, aber oft sind die Wände so groß, dass man gut noch einige Meter mehr gebrauchen könnte. Auf dem Bild mal ein Beispiel aus dem letzten Jahr auf einer Burg im Norden Englands, ich nutze das Licht am Fenster und sticke. Die Vorhänge (sie hängen wenn wir nicht "im Mittelalter" sind, hier in einem Zimmer im Erdgeschoss) sind aus leichtem Leinen aus Norddeutschland und mit roten Seidenborten oben und unten. Den mit handgesponnener Wolle bestickten Wandbehang (er hängt zur Zeit im Flur :-)) habe ich ja im Oktober bei meiner Vorstellung schon mal gezeigt.




Dann ist es so, dass wir in einem Haus wohnen, dass einen weißen Strukturputz hat und ansonsten mit viel schwarzem Holz gestaltet ist. Da wir nur zur Miete wohnen, dürfen wir daran auch nichts ändern. Zuvor hatten wir eine sehr farbenfrohe Wohnung und wir hatten uns überlegt, im Wohnzimmer durch die Vorhänge Farbe rein zu bringen.
Ich färbe zwar gerne, aber Stoffe lasse ich inzwischen doch lieber von Profis mit größeren Töpfen machen, um der Gefahr zu entgehen hinterher Flecken im Stoff zu haben. Den Vorhangstoff haben wir beim Färbehof bestellt. Und wie üblich sind wir dort gut beraten worden. Unsere Idee war es gewesen, einen Farbverlauf von weiß über hellgelb und gelb, gold, orange bis zu rot zu machen. Doch da die Fenster täglich relativ lange der Sonne ausgesetzt sind, rieten uns die beiden Damen vom Färbehof ab, da bei den Glebtönen die Gefahr der Verbraunung besteht. Blautöne waren uns für das Wohnzimmer zu kühl. Also nahmen wir von der Idee des Farbverlaufes ab und entschieden uns dafür die zwei Bahnen am Rand in einer kräftigen Krapp-Doppelfärbung zu wählen, gewissermaßen als Rahmen. Die drei Bahnen dazwischen sind dagegen schlicht naturweiß geblieben.
Jede Bahn ist ca. 1,5 m breit. Da sie mittelaltertauglich bleiben sollten, musste ich alle Säume von Hand nähen. Außerdem blieb noch die Frage der Aufhängung, da das Haus mit Gardinenleisten ausgestattet ist und Vorhänge mit Gardinenraffband vorsieht. Ich habe diese kleinen Gardinenaufhänger aus Plastik genommen und darein Gardinenringe gehängt, wie man sie sonst an Gardinenstangen verwendet. Daran kann ich nun die Gardinen mit Bändern festknoten und sie bei Bedarf leicht losknoten und einpacken. Für jede Gardine habe ich 4 Bänder aus dem gleichen Stoff genäht, so dass man sie nun in schönen Bögen aufhängen kann. Alles in allem über 20 m Handnähte im Überwendlichstich :-) Und so sehen sie aus:

Schal 3 - Schaf mit Randeffekt

Ich war ja nicht eben glücklich darüber gewesen, dass meine Mutter mit dem Kunstfaserzeug aus dem Handarbeitsgeschäft zurück gekommen war. Wir hatten daraufhin vereinbart, dass ich noch einen zweiten Schal für sie fertigen würde. Diesmal sollte er gestrickt sein und ich wollte versuchen ein Naturfasergarn für sie zu finden. Also machte ich mich meinerseits auf zu einer Expedition ins Handarbeitsgeschäft :-)
Zwar habe ich den Handarbeitsvirus, weil es in den Läden aber praktisch nichts gibt, was man für das Mittelalter gebrauchen kann, habe auch ich so einen Laden seit langer Zeit nicht gesehen, schließlich habe ich mich ja 16 Jahre lang auf historische Handarbeiten beschränkt.
Der Besuch war einigermaßen ernüchternd. Garne ohne Poly-irgendwas Beimischung waren kaum zu finden. Das Ökogarn kam aus Peru und war für meine Mutter sicher nicht weich genug, das von ihr geschätzte Alpaka nicht in schwarz vorrätig.
Schließlich entschied ich mich schweren Herzens für ein "Soft Merino" von Wolle Rödel ohne Herkunftsangabe, aber sicherlich aus Neu Seeland stammend. 100 % Merinowolle, aber superwash konditioniert, 100 m/50 g. Ich war (und bin) immer noch erstaunt, wie sich diese Wolle anfühlt, ich glaube ich hätte sie kaum als solches erkannt. Das Garn ist ganz merkwürdig dick und aufgeflauscht. Man kann es zusammendrücken und dann springt es wieder zurück auf die ursprüngliche Dicke. Mit der handgesponnenen Wolle, die ich bisher kannte, hat das nicht mehr viel zu tun.
Beim Stricken habe ich fünf oder sechs Anläufe gemacht, bis ich ein Muster gefunden habe, dass meinen Geschmack getroffen hat, nämlich unterschiedlich große Blöcke aus rechten und linken Maschen. Diesmal habe ich auch an die Randmaschen gedacht :-) und in Nadelstärke 4,5 gearbeitet. Ich bin fasziniert von der dreidimensionalen Struktur, die sich durch den einfachen Wechsel von rechten und linken Maschen ergeben hat. Diese Ebenen, Kanten und der Schattenwurf - das hat schon fast etwas architektonisches! Und dazu das schlichte Schwarz, das hätte vermutlich sogar meinem Mann gefallen.
Für meine Mutter fehlte so aber noch der letzte Kick. Sie hat schon ganz gern Effekte, echte Hingucker und ein Farbtupfer darf auch dabei sein. Also sind wir nochmal gemeinsam zu einem Handarbeitsgeschäft gefahren, haben den Schal mitgenommen und ein Garn für den Rand ausgewählt, denn den wollte ich noch farbig umhäkeln. Natürlich landete sie schnell wieder bei den Poly-Tierchen-Effekt-Garnen. Die Wahl fiel auf Schachenmayr Nordica in einem sehr kräftigen dunkelpink. Damit in festen Maschen noch den Rand eingefasst, Fransen eingeknotet und fertig ist der Schal. Da er wie gewünscht ziemlich breit gearbeitet ist, nutzt ihn meine Mutter zur Zeit am liebsten abends auf der Couch als Nacken, aber auch Schulterwärmer anstelle einer Strickjacke.


Mein Fazit: Es ist gar nicht so einfach Kleidung für andere Menschen zu machen, die den eigenen Anforderungen entspricht. Und inzwischen weißich auch, dass es bei Handarbeitsgeschäften und ihrer Auswahl riesiege Unterschiede gibt...


Sportliches Top aus alten T-Shirts

Zwischendurch habe ich auch mal wieder genäht. Ich habe ein Top aus den 80ern, das mir sehr gut gefällt und wie ich finde auch gut steht. Allerdings ist es türkis, dunkelpink und dunkelblau, womit es nicht mit allem kombinierbar ist. Und natürlich wird es nicht mehr ewig leben. Ich habe mir also überlegt diesen Schnitt mal mit neutraleren Farben zu kopieren.
Ein weißes und ein graues T-Shirt, aus denen ich den Aufdruck für die Stofftaschen-Nähaktion rausgeschnitten hatte, das schwarze T-Shirt, aus dem die Streifen für das fliederfarbene Shirt gemacht wurden und noch ein verwaschenes in dunkelblau lieferten das Material. Zugeschnitten habe ich wie üblich mit Pi-mal-Daumen. Das alte Shirt aufgelegt und dann so ungefähr drumrum geschnitten...
Genäht habe ich komplett mit der Hand. Bei den vielen schrägen Nähten und dem dehnbaren Jerseystoff habe ich mich noch nicht mit der Nähmaschine rangetraut, ich hatte Angst, dass es sich dann zu stark verzieht.
Zusammengenäht habe ich mit dem Rückstich. Die Säume habe ich jeweils zweimal eingeschlagen (am Hals und an den Armausschnitten sehr eng, am unteren Rand etwas breiter) und mit Überwendlichstich angenäht. An den Nähten habe ich die Zugaben jeweils auf eine Seite gelegt und beide Teile zusammen mit Überwendlichstich umnäht. Fertig!



Notiz für das nächste Mal, wenn ich diesen Schnitt verwenden will: An der Oberweite noch ein bisschen mehr Stoff, in der Taille etwas weniger, Ärmelausschnitte etwas größer machen.

Schal 2 - Effektgarn und Psedo-Kreativität

Schal Nummer 2 war für meine Mutter bestimmt. Sie hatte sich schon seit einiger Zeit einen neuen Schal gewünscht und hatte ziemlich klare Vorstellungen davon, wie der aussehen und beschaffen sein sollte. Sie hatte schon in einigen Läden gesucht, aber nichts passendes gefunden. Also habe ich ihr natürlich angeboten einen zu häkeln, ist ja keine große Sache. Allerdings bat ich sie das Garn selbst zu besorgen, damit er hinterher auch genau richtig ist.
Also machte sich meine Mutter auf zu einer Expedition ins Handarbeitsgeschäft. Da sie den Handarbeitsvirus nicht hat, war das für sie natürlich ein kleines Abenteuer. Ich überlegte mir derzeit schöne Muster, die ich häkeln wollte.
Im Handabreitsgeschäft ließ sie sich beraten, sie wollte was ganz besonders weiches und kuschliges. Nach einigem Liebäugeln mit einem Alpaka-Seiden-Garn entschied sie sich zu meinem Leidwesen für ein Effektgarn aus Kunstfasern: Schachenmayr Brazilia New Fashion.
Wer das Garn nicht kennt, hier wechseln in unregelmäßigen Abständen langflorige schwarze Bereiche mit bunten kurzflorigen ab. Das Garn schluckt jeden Ansatz von Mustern. Zwar werden Effektgarne ja gerne mit den kreativen Möglichkeiten beworben, die sie angeblich bieten. Ich konnte aber alle kreativen Ideen in die Tonne treten und nur das vorgegebene nutzen, das eigentlich eher die Kreativität des Garn-Designers wieder gibt als meine eigene.
Mit einem Anschlag von 20 Maschen habe ich abwechselnd Stäbchen und halbe Stäbchen gehäkelt. Das war das einzige was mir noch übrig blieb, durch den Wechsel des Maschentyps die optimale Mischung aus Weichheit und Stabilität herauszuarbeiten.
So gehäkelt zog sich der Schal an den kurzflorigen Bereichen aber viel stärker zusammen als an den langflorigen. Mit dem Ergebnis war ich gar nicht zufrieden. Also habe ich in noch einmal rungum eingefasst und dabei mit unterschiedlichen Maschen versucht diesen Effekt auszugleichen. Das hat tatsächlich geholfen und so habe ich den Schal aus knapp 150 g Garn dann auch übergeben. Meine Mutter ist übrigens sehr glücklich damit, denn sie hat nun genau den Schal, den sie wollte. Naja, jedem das seine!

Resteverwertung - Rillettes von der Weihnachtsgans

Resteverwertung ist mir wichtig, dazu gibt es ja hier viele Projekte. Hier mal ein Kulinarisches, vielleicht als Tipp für das nächste Jahr...
Am 4. Adventswochenende wurde nicht nur gestrickt. Wir hatten uns beim Bauern in der Straße eine Gans bestellt und unsere Freundin war auch hergekommen, um mir bei der Zubereitung des Riesen-Vogels zu assistieren, der immerhin fast 5 kg auf die Waage brachte. Ein großer Teil des Fettes kam vorher raus, daraus habe ich Schmalz gemacht. Gegen Ende des Auslassens bleibt ja eine Mischung aus Fett und unansehnlichen Stückchen übrig. Ich habe die Stückchen noch etwas zerkleinert und Haferflocken darunter gerührt und füttere damit die Vögel auf dem Balkon. Insbesondere "unser" Rotkehlchen lässt für dieses Futter alles andere stehen.
Zur Gans mit Maronen-Apfel-Zwiebel-Gänseleber-Füllung gab es Rotkohl und selbstgemachte Spätzle. Für die Spätzle verwende ich auf 100 g Mehl ein Ei und etwas Salz. Falls nötig, rühre ich am Ende noch ein wenig Wasser unter. Spätzle sind bei mir echte Handarbeit (das liegt an den Genen, die ich von meiner schwäbischen Oma habe...). Da kommt keine Küchenmaschine an den Teig, er wird mit einem Kochlöffel geschlagen und darf dann etwas ruhen. Er muss schön fest sein, denn natürlich benutzen wir keine Presse! Die Spätzle schabe ich mit der Rückseite eines Messers direkt aus der Schüssel. Dadurch werden sie schön dick und unregelmäßig, wie wir sie am liebsten essen (außerdem hat man dann weniger verklebtes Geschirr...). Da sie nur portionsweise kochen können, kommen die andere auf einem (in diesem Fall mit Gänseschmalz) gefetteten Blech zum Warmhalten in den Ofen.

Aber genug von den Spätzle. Obwohl wir mit unserer Freundin drei gute Esser waren, konnten wir den Riesen-Vogel auch mit zwei Mahlzeiten nicht aufessen. Aus dem restlichen Fleisch habe ich daher Rillettes gemacht. Dazu habe ich das Fleisch abgelesen, klein geschnitten und zerfasert. Das Bratenfleisch ist in der Konsistenz etwas fester als die handelsüblichen Rillettes aus gekochtem Fleisch, aber meiner Meinung nach leckerer. Der Clou an diesen Rillettes ist, dass ich nicht neutrales Fett dafür verwendet habe, sondern das beim Braten ausgetretene Fett, der kräftig gewürzten Gans! Das gibt vielleicht ein tolles Aroma!
Ich habe reichlich von dem Fett in ein Töpfchen gegeben und dann ganz klein geschnittene Zwiebel dazu und darin angedünstet. Schließlich das Fleisch, sowie Thymian und Bohnenkraut. Üblicherweise kommt das auch nur zum Kochen dazu, ist aber nicht mehr im fertigen Produkt. Mir gefällt es aber besser so. Das ganze habe ich im Fett ein bisschen schmoren lassen und mit etwas Obstbrand aromatisiert. Schließlich in Gläser gefüllt und nochmal eine Schicht Fett oben drauf gegeben, damit es sich gut hält.
Gehalten haben die zwei Gläser im Kühlschrank einen Monat. Vermutlich hätten sie noch länger gehalten, wenn sie nicht so lecker gewesen wären. Nun sind sie leider leer... Man konnte einfach nicht aufhören, so aromatisch und lecker war es!
Aussehen tut es ja nicht so toll, aber ich kann es nur jedem empfehlen! Ganz einfach und unglaublich lecher!

Ich lerne stricken! - Pullover mit Häkelkragen

Meine Güte, es ist schon Februar und ich habe noch längst nicht alle Dezember-Projekte dokumentiert... Zum Jahresanfang standen bei allen Vereinen viele Arbeiten an und dann hatten wir jetzt mehrere Wochenenden hintereinander Besuch. Ich freue mich total darüber, dass wir endlich ein Haus mit Gästezimmer haben und wirklich Platz genug, dass man mit einigen Freunden gemütlich am Tisch zu einem Brettspiel oder auf den Sofas vorm Kamin sitzen kann. Es ist wirklich schön, aber nun war ich immer einige Tage zum Arbeiten weg, dann musste hier geputzt und aufgeräumt werden, dann war Besuch da, also kochen, Betten beziehen usw., danach wieder putzen und räumen und dann bin ich schon wieder zum Arbeiten weggefahren. Ich war unterwegs immer sehr produktiv und auch wenn Besuch da ist, kann man ja nebenher ein bisschen handarbeiten. Aber sich zum Bloggen an den PC zu setzen, ist dann doch ein bisschen unhöflich...
So, nun will ich aber mal versuchen, ob ich noch zusammenkriege, was im Dezember noch los war.

Am Wochenende des 4. Advent war eine liebe Freundin zu Besuch, die sich vorgenommen hatte, mir das Stricken beizubringen. Zu Beginn im Oktober hatte ich mir ja vorgenommen drei wichtige Techniken zur modernen Kleiderherstellung zu erlernen, nämlich Häkeln, Nähen mit der Nähmaschine und Stricken. Mit dem Häkeln bin ich schnell zurecht gekommen und schätze die Technik inzwischen sehr. Auch beim Nähen hatte ich die ersten Schritte schon hinter mir, aber das Stricken schien mir immer noch sehr verwirrend.

Meine Freundin kam bewaffnet mit Nadeln der Stärke 4,5 und einem Knäuel Baumwollgarn und schaffte es tatsächlich mir rechte und linke Maschen, Zu- und Abnahmen beizubringen.  Intessanterweise hatte sie versucht mir das Stricken mit der rechtshändigen Methode beizubringen, aber da wusste ich nach ziemlich genau 30 Sekunden, dass das bei mir nie was werden würde. Ich kam einfach mit der Fadenführung überhaupt nicht in die Nähe der Nadel. Zum Glück hatte ich aber Häkeln zuerst gelernt und wusste, dass man den Faden auch gut mit links führen kann. Schnell den Faden auf die anderen Hand und dann war die Technik ruckzuck gelernt. Mit dem Kreuzanschlag habe ich mich noch ein wenig schwer getan, das Abketten ging dagegen ganz gut. Beim Patent habe ich aber schließlich gestreikt, das war mir zu viel für das erste Mal.
Das Teststück wurde wieder aufgezogen, aber meine Freundin ließ die Nadeln hier für mich zum Üben. In meinen Vorräten fand ich 4 Stränge chemisch gefärbtes Wollgarn, das ich vor Jahren mal geschenkt bekommen, aber wegen der grellen Farben nicht für das Mittelalter verwendet hatte. Also 200 g in rot und je 100 g in hellblau und türkis. Hellblaues und türkises Garn hätte ich normalerweise nie für ein und dasselbe Kleidungsstück verwendet, aber mit dem roten Garn dazwischen konnte ich es mir doch wieder ganz gut vorstellen. Allerdings hatte der eine Strang vom roten Garn mal eine Mottenattacke über sich ergehen lassen müssen und war in viele, viele kleine Stücke geteilt.
Die große Frage war: Was mache ich mit dem Garn? Ich hatte keine Ahnung, wie weit ich damit kommen würde und hab einfach mal angefangen. Eine Weste, eine Jacke oder ein Pullover? Ich habe mich schließlich für einen Pullover entschieden und geplant, dass er einen roten Rolkragen bekommen sollte, vom roten Garn war schließlich das meiste da.
Bei diesem Projekt wusste ich noch nicht, dass man sinnvollerweise Randmaschen macht, so dass meine Randmaschen Teil des Musters sind. Aber ist ja schließlich das Erstlingswerk. In einem Handarbeitsbuch fand ich den "dekoraiven gestrickten Anschlag", der für Rippenmuster empfohlen wurde und den ich viel besser kapierte, als den Kreuzanschlag. Der Pullover sollte im Rippenmuster gestrickt werden, die Rippen jeweils 3 Maschen breit. Ich begann also mit 120 Maschen und habe von unten nach oben gestrickt. Nach einigen Zentimetern habe ich mit den Abnahmen begonnen, um auf Taille zu kommen. Auf jeder Seite habe ich 2 Rippen, also insgesamt 12 Maschen abgenommen und so bis nach oben weitergestrickt. Dabei habe ich ständig die Farben gewechselt. Das rote Garn habe ich immer so genommen, wie es von den Motten "vorgeschnitten" war, fand ich eigentlich ganz lustig, dass sich eine andere Spezies an der Gestaltung beteiligt hat :-) Blau und Türkis habe ich so verteilt, wie ich es harmonisch fand.


Das Rückenteil habe ich etwas breiter angeschlagen, weil ich vom Nähen weiß, dass die Sachen besser sitzen, wenn man an den Schultern etwas mehr Material hat. Die Abnahmen habe ich ganz parallel gearbeitet.
Auch die Ärmel habe ich von unten nach oben gearbeitet und hier die Zunahmen geübt. Begonnen habe ich mit 60 Maschen. Ich habe parallel auf der Rundstricknadel Vorder- bzw. Rückenteil und auf den einfachen Stricknadeln die Ärmel gearbeitet.
Aber kurz vor Ende, oh Schreck! Das Garn reicht nicht! Nachkaufen undenkbar! Was jetzt? Alles wieder auftrennen? Nach einigem Überlegen habe ich mich für folgende Lösung entschieden: Der Pullover sollte eine Art Carmen-Ausschnitt bekommen. Dazu habe ich vom Vorderteil einiges aufgetrennt und für das Rückenteil verwendet. Dadurch kam natürlich alles weiter nach unten, auch der Ärmelansatz. So konnte ich auch vom ersten fertigen Ärmel wieder Garn klauen, damit die Ärmel gleich lang wurden.
So habe ich dann alle Teile zusammengefügt und brauchte aber noch einen Abschluß für den Ausschnitt. In den Vorräten gab es noch ein mittelblaues Flausch-Garn. Damit habe ich dann den Ausschnitt eingefasst und da ich vom Stricken erstmal genug hatte, habe ich eine Häkelnadel der Stärke 4,5 genommen und 5 Reihen Stäbchen und eine Reihe halbe Stäbchen darauf gehäkelt.
So, dann "nur" noch viele Stunden Fäden vernähen wegen der vielen Farbwechsel und nun bin ich mit meinem Erstlings-Strickwerk ganz zufrieden.