Mittwoch, 20. Juli 2011

Arbeiten mit Plastiktüten II - "Spinnen" & Häkeln

Um die Plastiktüten für die Buchhüllen verschmelzen zu können, musste ich sie ja vorher von Henkeln, Schweißnähten etc. befreien. Vor mir lag also eine Menge "Müll". Ich habe alles in ca. 1 cm breite Streifen geschnitten und mit dem Bügeleisen zu einem Endlosband verschmolzen. Dazu habe ich die Streifen an den Endstücken jeweils einige Zentimeter überlappen lassen und diese Stelle dann zwischen Backpapier erhitzt.


 Das so erhaltene "Vorgarn" wollte ich so noch nicht verwenden. Es waren ja die ganzen hässlichen Stücke von den alten Plastiktüten. Ich wollte es erst zu einer Art Garn verdrehen. Ich dachte mir, für das moderne Material nehme ich mein modernstes Spinnrad. Aber da kam ich gar nicht mit klar. Es waren ja viele dicke Stellen im Plastik, die viel Drehung benötigten, aber ich bekam das Spinnrad nicht richtig eingestellt, das Plastikgarn ist mir ständig gerissen. Da aber das Verdrehen zwischen den Fingern prinzipiell gut funktioniert hat, habe ich das Spinnrad wieder weg gestellt und statt dessen meine älteste Spindel hervorgeholt. Es ist eine einfache Kreuzspindel aus groben Zweigen und ziemlich schwer. Darauf habe ich mir vor mehr als 15 Jahren das Spinnen beigebracht. Es zeigte sich, dass die Wollfäden, mit denen ich die Zweige zusammen gebunden hatte, inzwischen von Motten heimgesucht worden waren. Naja, weg damit. Zum Verspinnen von Plastik konnte ich die Spindel auch gut mit ein paar Gummi-Ringen zusammen bauen :-) Und siehe da, mit dieser Spindel hat es dann prächtig funktioniert. Zwar im Vergleich zu weichen Fasern auf die Dauer recht anstrengend, aber es war ja nun auch ein sehr spezielles Material. Und Sam hat sich gefragt, wieso Frauchen mit Stöckchen spielt und er nicht mitspielen darf :-)




Mit Nadelstärke 8 ließ sich das Garn trotz der Unregelmäßigkeiten gut bezwingen. Und so habe ich ein kleines Säckchen als Behälter für die Hundekotbeutel daraus gehäkelt. Wir sind ja sehr spontan zu einem Hund gekommen und haben zunächst mal so einen Behälter aus Hartplastik im Laden gekauft (der war sogar im Zebra-Design!). Leider haben wir kürzlich auf einem Fest den Deckel davon verloren, so dass wir ihn nicht mehr benutzen können. Mich hat daran aber ohnehin gestört, dass das Hartplastik immer so gegen die Metallteile an der Leine klappert und dass man bei den Nachfüllbeuteln immer aufpassen muss, dass man den richtigen Hersteller erwischt. Jeder Beuteltyp hat nämlich nur in den speziellen Behälter gepasst.
Jetzt haben wir einen schönen, individuellen Behälter, der nicht mehr klappert, leicht gereinigt werden kann, für jede Sorte Beutel passt (die auf dem Bild sind übrigens kompostierbar! Als Hundehalter ist man ja wieder mit ganz neuen ökologischen Problemen konfrontiert...), kostenlos und außerdem aus Abfall gefertigt wurde, was ich sehr passend für diesen Zweck finde :-)
Ich habe mit einem Fadenring am Boden begonnen, dort wo man jetzt die Beutel rausziehen kann. Erst eine Runde feste Maschen, danach halbe Stäbchen. Am oberen Ende habe ich noch eine Luftmaschenkette zum Befestigen angehäkelt. Eine kürzere separate Luftmaschenkette habe ich durch die vorletzte Reihe gezogen zum Zubinden.

Plastik - zwei Videotipps

Bei meinen Recherchen zum Thema Plastik bin ich auf eine interessante Erfindung gestoßen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Und zwar hat ein Japaner eine Maschine erfunden, die mit nur relativ geringem Energieaufwand aus Plastik wieder "Erdöl" macht, das zu Diesel, Benzin oder Kerosin weiter verarbeitet werden kann. Warum haben wir nicht alle so eine Maschine (kostet 10.000 Dollar)?


Ich bin aber auch noch über was anderes gestoßen und zwar mal wieder bei der Sendung mit der Maus. Ich habe mir die Sachgeschichte über Spülschwämme angesehen. War mir bis dahin gar nicht klar, dass das auch ein Erdölprodukt ist. Naja, aus irgendwas müssen die sein, das war schon klar, und dass die so nicht am Baum wachsen auch. Trotzdem hab ich nie darüber nachgedacht, woraus so ein Spülschwamm eigentlich ist. Nun gut, jetzt weiß ich es. Und weiß auch, dass ich hier Ressourcen schonen möchte. Spülschwämme werden noch aufgebraucht, aber dann von der Einkaufsliste gestrichen. Bürsten und Lappen können das genauso gut!

Nachtrag: Kurz nachdem ich das hier geschrieben hatte, bin ich in einem schönen Blog auch noch über selbstgestrickte Spültücher gestolpert. Super, gleich eine Anregung für eine wunderschöne Alternative zum Erdöl-Schwamm aus der Massenfabrikation!

Arbeiten mit Plastiktüten I - Buchhüllen

Als ich dieser Tage endlich mal wieder in Euren Blogs gelesen habe, bin ich über einen Eintrag von Anneli vom 10. April (!) gestoßen, wo sie sich im Plastik schmelzen versucht hat und daraus einen wunderschönen Geldbeutel genäht hat.
Da mich die Frage, was man mit Müll, der nun mal täglich anfällt, selbst man versucht ihn zu vermeiden oder zumindest zu verringern, ständig beschäftigt, habe ich mich über diese Anregung besonders gefreut und musste es gestern und heute gleich mal ausprobieren. Ich habe zwar noch nicht alle Projekte des letzten Vierteljahres hier dokumentiert, schiebe aber schnell mal was aktuelles ein.
Also, nachdem ich im Internet nochmal nachgelesen habe, wie es denn mit den giftigen Dämpfen ist (je höher die Temperatur, desto mehr Gefahr für giftige Dämpfe, insbesondere wenn mit offener Flamme verbrannt wird), habe ich mich nach der Anleitung im Bockfilz-Blog dran gemacht und alte, kaputte Plastiktüten aufgeschnitten und zwischen Backpapier bei niedriger Temperatur zusammengebügelt. Sicherheitshalber habe ich das Fenster aufgemacht, aber zu riechen war nichts und auf den meisten Tüten habe ich sogar den Hinweis "verbrennt ungiftig" gefunden.
Einen neuen Geldbeutel brauche ich derzeit nicht, aber ich hatte mich gefragt, ob man auf diese Weise eine abwaschbare Tischdecke für den Terrassentisch machen könnte. Zwar habe ich eine entsprechende Größe zusammen bekommen, aber durch das Schmelzen war eine so unregelmäßige Oberfläche entstanden und das ganze auch alles andere als eine ebene Fläche, dass es meine Ansprüche an eine Tischdecke nicht erfüllt hat. Trotzdem hat mir das Ergebnis gefallen, denn die Oberfläche erinnert an bestimmte Ledersorten.
Also hab ich was anderes daraus gemacht. Nämlich einerseits eine Hülle, in die ich mein Feldbuch stecken kann, mit Fach für einen Stift, so dass in Zukunft das Büchlein besser geschützt und der Stift immer in der Nähe ist. Ich habe dafür recht feste Tüten verwendet und dreilagig zusammengebügelt. Die Außenseite hat sogar quasi einen Zebra-Look erhalten :-)
Es stellte sich natürlich die Frage: Womit Plastik nähen? Tja, was könnte da besser funktionieren als Plastik? Ein altes Zwiebelnetz ergab aufgetrennt ein gutes Näh- und Stickgarn für dieses Plastikmaterial.



Für mein liebstes Pflanzenbestimmungsbuch, dass nach vielen Stunden im Gelände schon ganz schön ramponiert aussieht, war es dringend Zeit für einen wasserfesten Einband. Den habe ich aus zweilagigem Plastik genäht. Den vorderen Einschlag etwas knapper, damit man das Buch gut hinein bekommt, den hinteren dafür breiter, damit das Buch aufgeschlagen nicht raus rutscht. Auf die Vorderseite habe ich dann noch Rosen von einer bedruckten Plastiktüte appliziert und meine Initialen aufgestickt. Am Buchrücken und auf der Rückseite hat das Plastik so einen hübschen Ledereffekt, da habe ich nichts weiter mit gemacht.



Wenn ich heute darüber nachdenke, wie viele Meter Plastikfolie wir zu meinen Schulzeiten extra für Buch- und Hefteinbände gekauft haben und wie viele vorgefertigte Einbände, die ich dann bemalt oder mit Aufklebern dekoriert habe, um sie individueller zu gestalten, dann wird mir jetzt noch ganz anders. So was unnützes, wenn man es doch gleich selbst hätte machen können! Plastik, Bügeleisen, Schere und Nadel waren ja auch im Haushalt meiner Eltern immer vorhanden. Schade, um das ganze Geld und den zusätzlichen Plastikmüll, denn die Einbände neigten dazu nicht allzu lange zu halten und oben, an den verschweißten Stellen immer auszureißen. Hätten wir sie doch gleich mal selbst genäht...

Sonntag, 17. Juli 2011

Mittelalter: Kleider geändert

Vor der Saison habe ich noch schnell zwei Kleider geändert. Bei dem einen handelt es sich um ein Wollkleid, aus einem schönen, feinen Köper, der mit Krapp in orange eingefärbt worden war. Das überbodenlange Kleid mit den sehr engen, sehr langen Ärmeln, gehörte eigentlich meiner Mutter (das hat sie bei unserer Hochzeit getragen). Ich habe es damals zugeschnitten, eine Freundin hat es genäht und ich habe anschließend nur noch die Seidenborten angebracht. Wie bei einem Fund aus dem 11. Jh. in Bamberg zu sehen, ist der Halsausschnitt (und die ihm folgende Borte) hinten am Hals ganz gerade. Vorn ist er halbrund. Um aber keinen halbrunden Besatz ausschneiden zu müssen (zu viel Verschnitt für die kostbare Seide!) wurde ein gerader Streifen in Falten gelegt. Das habe ich hier auch so gemacht. Der Halsausschnitt ist außerdem vorne geschlitzt und wird mit einer kleinen Fibel verschlossen.
Auch an den Ärmeln sind Seidenbesätze. Auf der Seide sind übrigens Falken zu sehen. Das Muster wurde ebenfalls in Bamberg gefunden und stammt aus dem 11. Jh. Wir haben die Seide vor vielen Jahren für uns weben lassen (aus einer leider nicht mehr existierenden Quelle, von daher braucht Ihr gar nicht danach zu fragen, sorry! Wir hätten gerne noch viel mehr dort bestellt...). Bei den Ärmeln habe ich allerdings einen Fehler gemacht, die Borten waren in unterschiedlicher Höhe. Das war vor der Hochzeit aber nicht mehr zu ändern, da zu viele andere Projekte fertig gestellt werden mussten. Zum Glück sind die Ärmel aber sehr lang und werden in vielen Falten geschoppt. Dadurch fiel es nicht so auf. Als ich mir das Kleid in diesem Jahr für Veranstaltungen ausgeborgte habe, habe ich mir aber dann doch mal die Mühe gemacht und die oberen Borten auf beiden Seiten abgetrennt und in gleicher Höhe wieder angebracht. So kann man es jetzt tragen!



Desweiteren habe ich für mich noch ein bequemes, einfaches Untergewand aus handgewebten Leinen fertig gestellt. Ich habe noch ein langes, ärmelloses Unterhemd besessen. Da aber die Existenz von Unterhemden für diese Zeit nicht klar ist, habe ich mich lieber entschlossen, ein paar Ärmel daran zu machen. Dazu habe ich Stoff aus meinem missglückten 1. Versuch vom Tischdeckenrekonstruktionsprojekt genommen. Zu dieser Geschichte lässt sich kurz folgendes sagen: Nach rund 100 Stunden Arbeit mit weißem, feinem Leinen, auf Leinengrund in verschränktem Hexenstich, war noch nicht viel zu sehen. Nur ein etwas verdickter Streifen, der erst auf den dritten oder vierten Blick aufgefallen ist :-) Ich habe die Tischdecke zwischenzeitlich in der Saison benutzt. Bei einer Sturmböe in mein unglücklicherweise gerade offen stehender Zelt, fiel dieses um, und damit auch der Tisch samt darauf stehenden brennenden Kerzen. Die Tischdecke erhilt Ruß- und Wachsflecken und Brandlöcher und ich habe das Projekt erstmal für etliche Jahre ausgesetzt. Ich denke mal, wenn ich noch ein paar andere größere Sachen abgeschlossen habe, fange ich nochmal von vorne an. So langsam (es war 2006) ist der Ärger verraucht...
Aus den noch brauchbaren Teilen der Tischdecke habe ich die Ärmel geschnitten. Sie sind lang (sollen auch wieder geschoppt werden), aber auch noch so weit, dass man sie aufkrempeln kann (sieht man auf dem zweiten Bild). Der Stoff ist gebleicht, es ist also kein Bauerngewand, aber auch nicht besonders fein. Dementsprechend sind die Ärmel nicht wie bei einer Adligen, sondern gewissermaßen für den "Mittelstand", jemand der schon ein bisschen was besitzt, aber manchmal auch noch selbst mitanpacken muss (etwa die Frau eines Ministerialen oder eines Handwerkers).
Auch die Stickerei wollte ich noch verwerten. Ich habe sie ausgeschnitten und als Borte auf den besonders beanspruchten Nähten des Kleides aufgesetzt, so wie bei verschiedenen Alben des Hochmittelalters im Original zu sehen. Die langen Seitennähte sind besetzt (kann man auch auf dem unteren Foto einigermaßen erahnen), sowie die Schulternähte bis zum Halsausschnitt. So wird es länger halten, weil die Stellen, die ich sonst am häufigsten flicken muss, einen Besatz haben.
Weil das Kleid so furchtbar bequem ist und der handgewebte Stoff nicht so schnell durchsichtig wird, benutze ich es gerne als "Badekleid". Denn nicht nur unser Hund, auch mein Mann und ich sind richtige Wasserratten! Und wenn es auf einer Mittelalter-Veranstaltung irgendwo einen See oder einen Graben gibt, müssen wir natürlich rein, insbesondere wenn es so heiß ist, wie auf den Veranstaltungen in diesem Jahr!




Wer das Schwimmen mit einem bodenlangen Kleid noch nicht ausprobiert hat: man kommt sich mit dem ganzen Stoff um die Beine ein wenig vor wie eine Qualle :-)

Mittelalterliche Stickarbeit: Die Bannerpastete

Das Auge isst mit! Wie aus dem vorigen Post zu entnehmen, galt das nachweislich schon für höfische Bankette im 12. Jh. Und so haben wir in einem Rezept die schöne Idee gefunden, eine Pastete mit Bannern zu dekorieren. Pasteten waren ja im Hochmittelalter sehr beliebt. Schon im ältesten erhaltenen Kochbuch der Zeit ist von riesigen Pasteten die Rede, mit einer großen Menge verschiedener Füllungen. Oder auch von Schaupasteten, die nicht gegessen wurden, sondern z. B. mit lebenden Vögeln gefüllt, die dann nach dem Anschneiden im Saal herum geflogen sind. Und auch die Tänzerin aus der Torte ist keine Erfindung der Neuzeit, denn das Kochbuch sieht vor hohle Pasteten zu backen, aus denen dann Musiker entsteigen und die Festgesellschaft erfreuen.
Wir haben ein paar hübsche Pasteten gebacken, aber müssen uns bei der Größe dann leider doch mit heute üblichen Haushaltsbacköfen beschränken. Denn im Lager haben wir zwar inzwischen eine sehr komfortable erhöhte Feuerstelle, auf der man mit mehreren Töpfen, Pfannen, Rost und Spießen arbeiten kann, aber eben nicht backen.
Aber zurück zur Bannerpastete. Um die Adligen bei Tisch zu erfreuen, habe ich vereinfachte Versionen ihrer Banner auf Reste von pflanzengefärbten Seidenstoffen gestickt. Natürlich mit ebenfalls pflanzengefärbten Seidengarnen. Ich habe zum Teil im Stiel- und überwiegend im Kettenstich gearbeitet und obwohl die Banner nicht sehr groß sind, hat es doch eine ganze Weile gedauert, insbesondere der Löwe in der Mitte. Schließlich sind die Banner zweiseitig, jedes Motiv musste also zweimal gearbeitet werden. Aber dafür kann man die ja auch wiederverwenden. Und es war mal wieder eine hübsche kleine Arbeit für unterwegs.


Mittelalterliche Lebensmittelfarben

Da wir auf einer Veranstaltung Anfang Juni ein mittelalterliches Festessen als Programmpunkt aufführen wollten, habe ich im Frühjahr gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern der IG Wolf e. V. intensiv über Rezepte und die Ausgestaltung eines solchen Festes recherchiert. Zu Abläufen und Gerichten, aber auch über die Bedienung durch die Hofämter (Truchsess, Brotmeister, Mundschenk etc.) hatten wir ja schon im Vorjahr für unsere Hochzeit intensiv recherchiert. Dieses Mal ging es aber noch weiter ins Detail mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Farbe. Verinfacht gesagt, war bei den Bauern des 12. Jh. alles grau, die Häuser, die Kleidung und auch das Essen, das sehr oft hauptsächlich aus Getreidebrei bestand. Die Adligen versuchten sich auf allen Ebenen möglichst weit davon zu distanzieren. Die farbenfrohe Kleidung fällt einem da gleich ein. Aber auch die Gebäude und Möbel waren oft sehr farbenfroh gestaltet und nicht zuletzt das Essen.
Wir haben also zusammengetragen, womit man im Mittelalter Lebensmittel einfärben konnte. Auf einem Workshop im April haben wir dann verschiedenes, was in den historischen Rezepten genannt wird, ausprobiert und in den folgenden Wochen weiter perfektioniert. Ein paar Ergebnisse will ich Euch hier zeigen.
Wir haben einen Grundteig hergestellt und dann mit verschiedenen Zutaten gefärbt. Dann haben wir zunächst mal Probestücke gebacken, um zu sehen, wie gut die Farbe nach dem Backen erhalten bleibt.


Auf dem Bild sieht man die Teigklumpen noch roh. Bekannte Sachen wie Petersiliensaft und Curcuma haben natürlich gut funktioniert. Mit geröstetem und zermörsertem Brot kann man den Teig zwar schön schwarz einfärben, aber er schmeckt hinterher scheußlich. Ist dann halt eher was für eine Schaupastete, die nicht gegessen wird. Ich habe eine Hühnchenpastete gebacken. Zur Dekoration kamen Teigschlangenlinien mit Petersiliensaftgrün und Kugeln zum Einsatz, die mit eingekochtem Rotwein gefärbt waren. Schmeckt auch etwas streng, ist aber noch essbar. Blöderweise habe ich hier kein Foto von. Naja, schaut Euch lieber die folgenden Kunstwerke an!
Da haben wir ein Rezept aus einem alten Kochbuch ausprobiert, in dem es heißt, man solle aus Teig eine Schlange formen, die gegen eine Taube kämpft, und beides auf einer Pastete platzieren. Das klang so toll, das mussten wir ausprobieren und so ist das Ergebnis:


Ich finde die Pastete ist hinreißend gelungen, aber ich muss gleich dazu sagen, dass ich sie nicht gebacken habe! Und hier gleich noch eine andere Pastete, an der ich nur ein bisschen mitgearbeitet habe, die aber im Wesentlichen auch von meinen Vereinskolleginnen gefertigt wurde, ebenso wie die im Hintergrund zu sehenden Mandeln, die mit Hilfe von Eiklar mit echtem Blattgold vergoldet wurden. Sie wurden zum Nachtisch gereicht - und gegessen!


Zum Nachtisch gab es außerdem ein Kirschpotage, das mit vergoldeten Gewürznelken dekoriert war, wie es im Originalrezept steht!
Und noch etwas spannendes gab es zum Nachtisch, an dem ich nicht mitgewirkt habe. Aber da man sowas nicht alle Tage sieht, wollte ich es Euch auch zeigen: ein essbares Schach! Das Schachbrett war aus Grießbrei und zum Teil mit Malvenblüten gefärbt. Das Originalrezept sieht zum Färben "Troy" vor, aber wir haben trotz intensiver Suche nicht herausfinden können, was damit wohl gemeint sein könnte. Die Figuren sind aus Käse und aus einer Art Lebkuchenteig geschnitzt. Nicht wundern, sie sahen im 12. Jh. noch anders aus als heute und stellten zum Teil auch noch ganz andere Figuren dar.


Ich habe mich derweil mit dem Thema "bunte Butter" befasst. Ich hatte sie im Vorfeld vorbereitet und eingefroren, da ich direkt vor der Veranstaltung mit dem Festessen noch arbeiten musste und keine Zeit dafür hatte. Ich bin zu sechs Kreationen gekommen mit sehr interessanten Geschmacksrichtungen. Sie beruhen nicht direkt auf mittelalterlichen Originalrezepten, sondern hier habe ich mit den Zutaten, die damals zum Färben von Saucen, Teig, Suppen etc. verwendet worden sind, experimentiert. Die helle Butter ist gewissermaßen standard mit Salz und Knoblauch, in der gelben treffen die würzige Schärfe von Curcuma und Feigensenf aufeinander zu einer wirklich leckeren Kreation, die ich auch für ein modernes Grillfest empfehlen kann. Die grüne, die ist mit ganz vielen Kräutern, klar. Die rote ist aber wieder spannend, es sind Meerrettich, rote Bete und rote Zwiebeln darin. Die braune bekommt ihre Farbe von gebräunten Zwiebeln, Zimt, gemahlenen, gerösteten Haselnüssen und Haselnussmus. Den ungewöhnlichsten Geschmack hat die schwarz-violette Butter, die mit gekochten Heidelbeeren, Mohn, schwarzem Pfeffer und Salz angerührt wurde.
Zum Einsatz kam die Butter bei den Vorspeisen. Gekochtes Hühnchenfleisch wurde in Schnecken- und Muschelschalen dekorativ angerichtet und mit den Würzbuttern bestrichen (im Bild ganz links).



Ganz rechts sieht man noch Käsestangen. Die habe ich gebacken. Sind zwar nicht so farbig, aber furchtbar lecker! Hier das Rezept:
175 g Butter schaumig rühren, dann 350 g Mehl, 3 Eier, Salz, Ingwer und 1 Glas mit Wein vermischtes Wasser zugeben und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Diesen mind. 1 Std. ruhen lassen.
Danach ausrollen und Teigblätter ausschneiden und um in Stifte geschnittenen Käse wickeln. Bei mittlerer Hitze etwa 30 Min. backen. Wenn man keinen sehr fetten Käse nimmt, empfiehlt es sich (ich habe zum Test die Käsestangen inzwischen mehrfach gebacken) die Stangen vor dem Backen mit Butter einzupinseln. Ich habe sie außerdem kurz vor dem Ende der Garzeit mit verschlagenem Ei bepinselt und gemörsertem Salz und Pfeffer bestreut. Kalt und warm absolut zu empfehlen!

Wieder da! & Hilfe, wir haben einen Sam!

Nach monatelanger Abstinenz bin ich endlich zurück in meinem Blog... Die Gründe dafür sind vielfältig, wir hatten einige Mittelalter-Veranstaltungen, die auch noch intensive Vorbereitungen bedurften, haben Urlaub gemacht und waren infolge eines Blitzeinschlages in unserer Straße längere Zeit vom Internet abgeschnitten. Der Hauptgrund ist aber der, dass wir an Gründonnerstag sehr kurzentschlossen Familienzuwachs bekommen haben!

Nun haben wir also schon fast ein Vierteljahr einen Hund! Sam ist ein 8 Jahre alter Labrador, den wir aus dem Tierheim Bonn geholt haben. Auf dem Bild kommt er gerade vom Baden aus dem Wannsee, denn wir waren letzten Monat in Berlin. Das Leben mit Hund ist für uns natürlich neu und aufregend, für Sam aber auch! Es war auch nicht leicht einen Hund zu finden, der in unser Leben passt, der gerne mit ins Mittelalter kommt und der mit mir zwischen den Wohnsitzen pendelt und dabei insgesamt vier Bezugspersonen hat. Aber dank der intensiven Beratung im Tierheim haben wir den perfekten Hund gefunden. Er benimmt sich in Bus und Bahn super, ebenso wie im Mittelalter-Lager, sogar wenn viele Besucher da sind und alle Kinder in angrabbeln wollen. Er ist sehr gut verträglich und tobt am liebsten mit anderen Hunden herum. Sein recht hohes Alter sieht man ihm dabei gar nicht an. Wir sind sehr glücklich mit unserem Sam, der inzwischen auch eine richtig gute Figur hat, von den täglichen langen Spaziergängen. Als wir ihn bekamen, hatte er noch Übergewicht und keine Kondition, aber das haben wir beides längst im Griff. Nur bei meinem Mann und mir klappt es nicht halb so gut mit dem Abnehmen, wie beim Hund. Im letzten halben Jahr hab ich statt sogar einiges zugenommen und bin gar nicht glücklich darüber. Mir fehlt am neuen Wohnort einfach ein Schwimmbad in der Nähe und dazu auch noch die Motivation zu Hause was zu machen. Naja, das Spazierengehen über die Felder hier hält mich immerhin einigermaßen fit, wenn schon nicht dünn...
Und hier nochmal unseren Hund in trocken (auch wenn er labradortypisch in jeder Pfütze sitzt), man sieht, dass es einer von den schönen schokoladenbraunen ist, die man heute leider gar nicht mehr so oft sieht.


Trotz Hundeaufregung habe ich einiges gemacht, was ich so nach und nach einstellen werde. Zur Zeit häkle ich mit dem aufgeribbelten Sockengarn. Für's erste reicht's aber mit diesem Post und einem kleinen Filmchen über Recycling-Mode. Ich habe in letzter Zeit viel über Recycling- und Öko-Mode recherchiert und interessantes gefunden. Hier ein Link zu einem Video-Beitrag über das Label Redesign. Auch wenn die Modelle nicht alle meinen Geschmack treffen (manchmal sieht man noch zu stark, was es früher mal war, das gefällt mir persönlich nicht immer), finde ich den Laden trotzdem gut und es sind viele interessante Ideen dabei
Viel Spaß damit und bis bald!
Euer Zebra