Montag, 22. August 2011

Schlafzimmer-Gestaltung 1 - Bestickte Decke für die Kommode

Es liegt eine recht anstrengende Zeit hinter mir, aber auch noch vor mir. Wir sind es endlich angegangen das Haus fertig zu renovieren und zu gestalten, immerhin sind wir ja auch im letzten Herbst schon eingezogen. Während einige Räume schon länger weitestgehend fertig gewesen sind, hatten sich in anderen noch Provisorien befunden. Wir haben also endlich das Wohnzimmer fertig gestrichen, die Bücher sortiert, die Stereoanlage angeschlossen und Bilder aufgehängt. Aber auch für das Wohnzimmer habe ich noch einiges zu nähen, worüber ich später berichten werde.
Jetzt geht es erstmal um das Schlafzimmer. Für das bislang provisorischste unserer Zimmer haben wir endlich gemeinsam ein schönes Konzept entwickelt und mit Reparatur- und Verbesserungsarbeiten an den Möbeln begonnen, die wir eigentlich schon vor dem Umzug vorhatten. Derzeit hat das Zimmer noch zu viele verschiedene Farbtöne, aber da arbeiten wir jetzt sukzessive dran eine bessere Linie rein zu bringen. Das Haus gibt die Wandfarbe weiß vor, ergänzt von schwarzem Holz. Hinzu kommt Gold, das durch das Bettgestell vorgegeben wird und bereits mehrfach aufgegriffen wurde, und grün. Das sollen die Hauptfarben werden.
Da wir beim Umzug einige Regale entsorgen mussten bzw. sie zum Schuhschrank umgebaut wurden, wollten wir gerne eine große Kommode anschaffen. Wir haben das Internet durchforstet und sind durch diverse Möbelmärkte gelaufen. Unser Wunsch war Vollholz und nicht Pressspanplatten mit Holz-Foto-Tapete oder Furnier. Zu unserem großen Erstaunen fanden wir nichts geeignetes, denn wenn ein Markt Vollholz anbot, dann war es Tropenholz, was für uns natürlich gar nicht in Frage kam! Oder die Kommoden waren zu klein oder passten aus anderen Gründen einfach nicht. Mein Mann überredete mich daher zu einer Expedition in ein großes schwedisches Möbelhaus, was ich bis dahin immer gemieden hatte (und wo es mich auch nach wie vor nicht hinzieht...). Aber ich musste gestehen, dass hier genau die Kommode zu finden war, die wir suchten, aus Holz (Kiefer), schwarz lasiert und damit zum Haus passend, in genau der richtigen Größe und mit einer ausführlichen Deklaration der verwendeten "Zutaten", wie sie die anderen Möbelhäuser nicht boten.
Ich hab es dann allerdings geschafft gleich beim Aufbau eine große Schramme in die Deckelplatte zu bekommen :-( Zudem ist die große schwarze Platte zwar für mich praktisch, um meine Wäsche bereit zu legen, wenn ich wieder pendeln muss, aber man sieht auch jedes Staubkorn. Und sehr groß wirkt das dunkle Stück in dem relativ kleinen Zimmer natürlich auch.
Bislang hatten wir - provisorisch - eine alte dunkelgelbe Tischdecke mit Fransen darauf gelegt, um die Schramme zu verdecken. Das gefiel mir aber nie und passte auch zu nichts, weder in Farbe noch in der Form. Nachdem wir nun die Wand hinter der Kommode endlich gestrichen und Bilder aufgehängt hatten, habe ich endlich eine passende Decke für die Kommode angefertigt.
Ich habe dazu einen feinen, glatten Baumwoll-Köper in meinen Vorräten gefunden. Der Stoff in zartgrün hat einen schönen Glanz und sieht wirklich edel aus. Da über der Kommode ein selbstgebauter Bilderrahmen hängt, der mit (unechten) Efeuranken dekoriert ist, war mir schnell klar, dass ich die neue Decke mit einem Rankenmuster besticken wollte. Ich habe meine Stickbücher gewälzt, um vielleicht mal einen neuen Stich zu probieren, aber schließlich bin ich zum Bewährten zurück gekommen: Stielstich sieht für Ranken einfach am besten aus!
Dieses Mal habe ich das Muster mit Bleistift dünn vorgezeichnet. Ich wusste anfangs noch gar nicht genau, wie es werden sollte. Ich habe einfach den Stift angesetzt und die erste Ranke gezeichnet. Dann war mir auf einmal klar, wie das Muster aussehen müsste. Es sollte organisch wirken, ein bisschen wie gewachsen, und trotzdem eine gewisse Symmetrie beibehalten. Ich wollte nicht die ganze Fläche besticken, aber trotzdem ein großflächiges Muster haben. Auf der Wandseite ließ ich schon mal Bereiche frei, auf die die kleine Musikanlage und die Lautsprecher platziert werden. So kommen jetzt zwei große Ranken aus den vorderen, zwei kleine aus den hinteren Ecken und eine weitere vorn aus der Mitte. Das Muster ist luftig, aber trotzdem wirkungsvoll.


Stickgarn in einem dunklen Waldgrün war noch ausreichend vorhanden. Ich verwendete es wieder zweifädig. Den Stielstich habe ich auch zum Einfassen des Stoffes verwendet, um nicht doppelte Arbeit zu haben und keine störende Naht. Dazu habe ich den Stoff zweimal umgeschlagen und von rechts mit Stielstich durch alle Stofflagen gestickt. Das hat sehr gut funktioniert.


Die Decke ist fertig und bedeckt die Kommodenplatte über die ganze Länge mit einem kleinen Rand ringsum.


Schöner Reparieren 2 - Umhängetasche

Vor ein paar Jahren führten mich zwei Dienstreisen ins ferne Argentinien. Ich habe mir von dort einen wunderschönen leichten Alpaka-Pullover mitgebracht, den ich aber fast nie anziehen kann, weil er so furchtbar warm hält. Weitere Mitbringsel waren ein Kuhfell-Geldbeutel im Zebralook, den ich im täglichen Gebrauch habe, ein Ring mit einem vergoldeten Südbuchen-Blatt und eine bestickte, große Umhängetasche.
Die Tasche habe ich eine zeitlang gerne benutzt, aber dann war der Träger auf der einen Seite fast abgerissen, erste Pailetten auf der Vorderseite verloren, andere lose. Zudem waren die Fäden der Stickerei teilweise schlecht vernäht und hingen heraus und es gab lange, flottierende Fäden, weil offenbar der Unterfaden auf der Rückseite fehlte. Kurz, die Tasche sah einfach alt und unordentlich aus und landete deshalb für längere Zeit im Schrank.


 Jetzt war ich auf der Suche nach einer Tasche, die ein paar Unterlagen, mein Mittagessen und eine kleine Handarbeit fassen könnte und stieß dabei wieder auf die schöne Tasche aus taubenblauem Rips.
Als erstes habe ich natürlich den Träger wieder fest genäht und auch gleich auf der anderen, noch weitgehend intakten Seite, sicherheitshalber einmal drüber genäht. Dann habe ich sämtliche Pailetten von der Vorderseite entfernt, weil ich ihre verstreute Anordnung zwischen der matten Stickerei auf dem matten Stoff sowieso nicht gut fand. Zuviel Glamour für den Alltag :-) Pailetten und das Garn, mit dem sie angenäht waren, habe ich natürlich aufbewahrt.
Dann habe ich die Fadenenden vernäht und die flottierenden Fäden mit ein paar Anlegestichen befestigt. Taschendeckel für mich damitwieder perfekt. Das sieht schön ordentlich aus, die Stickerei kommt jetzt gut zur Geltung und man wird nicht von den Pailetten so abgelenkt.


Einige der Pailetten habe ich schuppenförmig in zwei Reihen über die Ansatzstellen des Trägers genäht und zwar so, dass ich gleichzeitig mit dem stabilen doppelten Nähfaden die Nähte nochmals verstärkt habe, aber die geflickte Stelle nicht mehr zu sehen ist. So fallen die Pailetten nur noch dem aufmerksamen Beobachter ins Auge. Das ist subtiler, alltagstauglicher Glamour :-) Und die Tasche leistet wieder gute Dienste.


Auch hier waren es wieder einige Stunden Arbeit für ein recht günstig eingekauftes Stück. Aber auch dieses wurde vermutlich von schlecht bezahlten Menschen gefertigt. Es steckt einige Kreativität im Muster des Taschendeckels und sicher ziemlich viel Arbeit. Ich bin mir sicher, dass es der richtige Weg ist, solche Stücke selbst zu reparieren, statt durch einen anderen Billigimport zu ersetzen und darum habe ich die Arbeit gerne investiert und freue mich nun wieder an dem schönen Stück, das nach der Reparatur noch viel besser meinen persönlichen Vorstellungen entspricht.

Schöner Reparieren 1 - Baumwoll-Tunika

Derzeit sind gewissermaßen Reparatur-Wochen beim Zebra :-) So manches Teil mit geplatzter Naht hat sich in den letzten Monaten bei meinem Mann und mir angesammelt. Meistens bedeutet Reparieren hier die Nähte möglichst unsichtbar wieder zu schließen. Aber das muss nicht immer so sein. Ich habe ja schon Teile hier vorgestellt, die durch die Reparatur noch viel besser geworden sind, etwa das fliederfarbene Shirt oder das schwarze Shirt, das erst durch die lochverdeckende Applikation zu etwas besonderem geworden ist und seinen Charakter erhalten hat.
Ich bin im Besitz von zwei Baumwoll-Tuniken aus Pakistan, die ich wegen ihrer wunderschönen Stickereien sehr liebe und wegen des angenehmen Schnitts mit leicht ausgestellten Ärmeln auch gerne trage. Eine ist aus einem senfgelben, leichten Stoff und hat einen asymmetrisch geschwungenen Halsausschnitt mit einem Mini-Stehkragen.


Die andere ist aus einem dickeren Stoff und sehr angenehm in der nahenden "Übergangszeit" zu tragen. Der Stoff wurde aus schwarzer Kette und orangem Schuss gewebt und wirkt dadurch leicht changierend in einem warmen braun. Sie ist üppig und wunderschön bestickt.



Ich habe die Tuniken in einer Art Hippie-Laden in Frankfurt erstanden. Ich bin mir über den Preis nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube sie sollten bloß um die 14 Euro pro Stück kosten und weil ich zwei gekauft habe, waren es zusammen nur 20 Euro. Das bedeutet 10 Euro pro Stück! Wenn man davon ausgeht, dass die Ladenbetreiberin auch noch was daran verdienen will, muss man sich fragen, was der pakistanische Baumwollbauer wohl noch abbekommen hat. Und eigentlich schäme ich mich ein bisschen, dass ich vor ein paar Jahren die Tuniken zu diesem Preis gekauft habe. Aber hätte ich freiwillig mehr bezahlt, hätte das wohl der Ladenbetreiberin gut getan, aber beim Baumwollbauer wäre sicher trotzdem nichts angekommen, geschweige denn bei der Näherin oder der Stickerin.
Ich bin kein besonders sozial-engagierter Mensch, meine Schwerpunkte liegen woanders. Aber oft decken sich die Interessen der Bevölkerung mit ökologischen Interessen. Da Baumwolle ja nicht nur in Form solcher hübsch bestickten Tuniken vorkommt, sondern heute eigentlich das wichtigste Bekleidungs- und Handarbeitsmaterial ist (vom Stickgarn bis zum Patchworkstoff werden da jährlich in Deutschland gigantische Mengen verarbeitet!), habe ich mal ein bisschen darüber recherchiert. Ich habe eine ganz interessante Seite gefunden, auf der Informationen sowohl über die sozialen als auch über die ökologischen Auswirkungen des Baumwollanbaus zusammengestellt sind (gut fand ich dort auch, dass die Seite ihre Quellen angibt und nicht einfach nur irgendwas behauptet).

Nun zurück zu meinen Tuniken. Die braune hatte ein Loch im Stoff auf der Rückseite. Ich habe keine Ahnung, wie es dahin gekommen sein mag. Klar, das Stück war sehr billig und es wäre sicher leicht einen entsprechend günstigen Ersatz zu beschaffen. Aber nachdem mir unbekannte Menschen schon so viel Arbeit hineingesteckt haben, um das Stück zu fertigen, das aufwändige Muster zu entwerfen, zu sticken und Pailetten, Perlen etc. aufzunähen, war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich es möglichst gut reparieren wollte, um noch viele Jahre Freude daran haben zu können.
 Ich habe das Loch mit schwarzem Garn gestopft, aber da der Stoff ja aus zwei Farben gewebt war, sah das alleine natürlich nicht gut aus. Von der Igel-Tischdecke hatte ich noch Stickgarn in einem passenden Beigeton übrig, um das Loch übersticken zu können. Ich entschied mich also auch auf der Rückseite eine Borte anzubringen, wo es bisher noch keine gab. Die Stickerei auf der Vorderseite war überwiegend im Kettenstich ausgeführt, was mir ja sehr entgegen kam, weil es auch mein Lieblingsstich ist. Ich begann auf dem geflickten Loch und stickte einen Kreis und von dort aus - ohne Vorzeichnung und erstmal auch noch ohne Plan - den ersten Bogen. Dann formte sich in meinem Kopf die Idee für das Muster. Ich griff die Kringel in der Bogenmitte von der Vorderseite auf und dazwischen kamen diese Kugeln am Stiel. Für diese Muster verwendete ich das Garn zweifädig.
Dann wollte ich gern darunter noch die Wellen- bzw. Zickzacklinie aufgreifen, die auch auf der Vorderseite und an den Ärmeln den Abschluss bildet. Da das Garn langsam knapp wurde, habe ich nur noch einfädig gearbeitet. Wie auch schon das Hauptmuster ohne Vorzeichnung.


Als letztes wollte ich dazwischen noch eine gerade Linie einfügen, um die Ähnlichkeit zur Vorderseite noch zu verstärken, aber da ging mir leider 5 cm vor Schluss das Garn aus. Sowas passiert halt, wenn man nur mit Resten arbeitet. Also eine Reihe Kettenstiche wieder auftrennen :-( Trotzdem gefällt mir das Ergebnis sehr gut und die Tunika eigentlich noch besser als vorher, weil sie jetzt auch auf der Rückseite bestickt ist. Ich hatte zwar auch noch ein paar helle Perlen, die ich hätte einarbeiten können, aber ich finde das zum Draufsitzen nicht so praktisch und habe es lieber gelassen.
Es war ungefähr einen Tag Arbeit, um ein 10-Euro-Kleidungsstück zu retten. Aus meiner Sicht aber aus Respekt vor dem Material und vor allem der Arbeit, die andere Menschen bereits hinein gesteckt haben, das einzig richtige.

Mittelalter: Bemalter Baldachin

Ich war ja noch nicht fertig mit der Dokumentation aller Projekte meiner internetlosen Zeit im Frühsommer. Einige Projekte, an denen ich in der Zeit gearbeitet habe, sind auch noch nicht fertig. Sie werde ich später vorstellen. Mein Hauptprojekt aber zeige ich jetzt hier. Es ist ein bemalter Baldachin, der sich sowohl als luftiges Plätzchen bei großer Sommerhitze schon bewährt hat, als auch als tragbarer, repräsentativer Schattenspender für ausgewählte Adelige. Ich habe ihn zwar für das Mittelalter gefertigt, aber eigentlich macht er sich auch so im Garten wirklich gut :-)
Den Baldachin an sich hatten wrir schon im letzten Jahr für unsere Hochzeit angefertigt. Mein und mein Vater haben gemeinsam das Gestänge erdacht und gebaut, während ich das Dach von Hand aus einem dünnen, aber dicht gewebten hellen Leinenstoff genäht hatte. Er ist 2,5 m breit und 1,5 m tief. Er sollte unsere adelige Blässe bei starker Sonne schonen und notfalls unsere Seidenkleider vor leichtem Regen. Glücklicherweise brauchten wir ihn während der Hochzeit nur gegen die Sonne.
Für die Ausgestaltung in diesem Jahr habe ich drei Wochen lang täglich daran gemalt. Die Farben sind nach einem mittelalterlichen Rezept angerührt ohne moderne Zusätze. Das Rezept hat ein Vereinskollege von mir nach einer Testreihe ausgetüftelt und ich darf es hier leider nicht verraten, weil das noch ein wenig Vereinsgeheimnis bleiben soll. Denn Rezepte zur Malerei sind aus dem 12. Jh. zwar von Theophilus Presbyter erhalten. Aber der hat eben nicht auf Zelten gemalt und wir mussten erstmal testen, welche der mittelalterlichen Farbmischungen sich dafür eignet. Schließlich muss die Farbe wasserfest sein und darf nicht abbröckeln, wenn wir den Baldachin zusammenrollen. Farbgebend sind jedenfalls Pigmente, wobei ich mich auf deutsche und französische Herkünfte beschränkt habe.


Die Fotos können leider die unglaubliche Leuchtkraft des Ockers kaum wieder geben, auch der rote Bolus ist wirklich kräftig und schön geworden. Die Rauten sind mit grüner Erde gemalt und etwas milder.
Schön ist auch, dass der Stoff durch die Bemalung leicht transparent geworden ist und man das Dachmuster auch von der Unterseite her sehen kann.



Wer hier schon länger mitliest, wird sie vermutlich schon erkannt haben, unsere Wohnzimmervorhänge! Ich hatte sie ja ganz bewusst von Hand aus einem leichten Wollstoff genäht, teils naturfarben und teils mit Krappfärbung. Denn es war ja von vornherein geplant, dass wir sie auch "ins Mittelalter" mitnehmen wollten. Darum haben sie auch keine moderne Gardinenaufhängung bekommen, sondern genähte Bänder, mit denen ich sie zu Hause in Gardinenringen einknoten kann. Nun hat sich diese Mühe gelohnt, denn jetzt werden sie in ihrer Doppelfunktion genutzt und geben dem Baldachin erst den letzten Schliff. Wenn es windstill ist, kann man die beiden roten Worhänge an einer langen Seite hängen lassen und hat dann eine wunderbare Rückenwand, die uns jetzt schon mehrfach für Fotos, aber auch als Hintergrund für Vorführungen gedient hat.
Ansonsten drapieren wir sie in typisch hochmittelalterlicher Weise um die Seitenpfosten und können uns je nach Sonnenstand auch für seitlichen Schatten sorgen.
Alles in allem hat dieses besondere Stück zwar mal wieder viel Arbeit gemacht, aber ich finde sie hat sich absolut gelohnt! Der Baldachin ist ein Hingucker in unserem mittelalterlichen Lager und umso mehr, wenn er zu besonderen Anlässen auch noch von vier Trägern getragen wird!

Meine erste Titelseite!

Berufs- und hobbybedingt gab es schon so manchen Zeitungsartikel über mich und ich habe noch mehr Beiträge geschrieben und sogar ein Buch. Es gab Radiointerviews und ich war schon mehrfach Studiogast und selbst in Fernsehbeiträgen war ich schon zu sehen. Aber das hier ist neu: Gemeinsam mit meinem Mann habe ich es auf die Titelseite eines Magazins für "Living History" geschafft, für das ich einen Erfahrungsbericht über das Organisieren unserer Hochzeit in 2010 geschrieben habe. Hübsch, gelle?

Wenn's Euch interessiert, die Zeitschrift gibt's im Bahnhofsbuchhandel, alternativ könnt Ihr sie auch hier bestellen.

Donnerstag, 11. August 2011

Lieblingsstück: Geerbte Vase

Ich hatte ja schon davon berichtet, dass einige Möbel, rote Samtgardaninen und anderes zu mir gekommen sind, als meine Großmutter im letzten Herbst gestorben ist. Ich wollte Euch noch ein Teil zeigen, das inzwischen zu meinen Lieblingsstücken gehört: eine Blumenvase, made in Germany aus dem Jahre 1923. Ich finde sowohl die schlichte, aber doch extravagante Form mit dem schrägen Abschluss als auch das Dekor mit den Farbverläufen total schön.
Und weil weniger manchmal mehr ist, habe ich mich bei dieser besonderen Vase für einen ganz "minimalistischen" Strauß entschieden: zwei Stängel Topinambur aus dem Garten bringen schon seit einigen Tagen, umrahmt von drei Farnblättern, den Sommer ins Haus und leuchten mit ihrem unglaublich strahlenden Gelb so schön, wie es das Foto leider gar nicht wiedergeben kann.


Auf jeden Fall konnte ich nicht zulassen, dass diese schöne Vase, für die sich sonst niemand in der Familie erwärmen konnte, auf dem Flohmarkt oder gar im Müllcontainer gelandet wäre!
Sonnige Grüße,
Euer Zebra

Lorbeer-Lob-Lied & Gewürzersatz gesucht

Ich hab diese Woche mal wieder Kräutersalz gemacht. Wie das geht, wisst Ihr sicher alle! Ich wollte trotzdem davon berichten, denn ich bin vor Jahren in dem Buch "Vegane Kochkunst" von Matthias Langwasser darauf gekommen Lorbeerblätter in das Salz einzuarbeiten.
Die meisten verwenden Lorbeerblätter nur zum Auskochen und werfen sie dann weg. Klar, darauf rumkauen ist auch nicht so schön. Aber das Aroma der Blätter finde ich einfach nur herrlich, deshalb finde ich diese Verwendung viel zu schade, und habe mich sehr über die Idee gefreut und das damals gleich ausprobiert.
Ich gehe so vor, dass ich getrocknete Lorbeerblätter (aus dem Garten meiner Eltern) in den Mixer gebe und erstmal schreddere. Dann kommt grobes Steinsalz aus einem deutschen Bergwerk (gar nicht so leicht zu finden, aber Himalaya-Salz bekommt man an jeder Ecke...) dazu und ggf. andere Gewürze. Ich habe dieses Mal Chili-Schoten aus eigenem Anbau hinzugegeben. Alles gut durchmixen, bis das Salz und alle Zutaten fein zerkleinert sind. Dann einige Minuten warten, bis sich der Salznebel im Mixer gelegt hat. Öffnen, den Duft genießen und vorsichtig umfüllen. Hübsch verpackt ist dieses Kräutersalz übrigens immer ein gern gesehenes Mitbringsel, vor allem wenn man Kräuter aus eigenem Anbau verwenden kann!
Obwohl ich schon lange Kräutersalz mache, ist dieses wirklich mal wieder ein neues Erlebnis wegen des Chili. Ich mag scharfes Essen gar nicht gern und bin überhaupt kein Fan von Chili in seiner üblichen Verwendung. Aber, wie ich jetzt für mich herausgefunden habe, auf die Dosis kommt es an! Ich hab zwei kleine Schoten auf eine Packung Salz eingearbeitet und wenn ich jetzt damit würze bekommen die Gerichte eine absolut angenehme leichte Schärfe und ich brauche gar keinen Pfeffer zu verwenden.
Seit vielen Jahren schon versuche ich mich auf regionale Lebensmittel zu konzentrieren, Südfrüchte etc. kommen in unserer Küche gar nicht vor. Wir essen manchmal Importware, aber dann sind wir uns dessen bewusst und tun es mit besonderem Genuss. Wie ich gestern aus einem Video in diesem schönen Blog erfahren habe, gibt es für Leute wie mich sogar einen englischen Begriff, wir sind "locavore".
Ich vertrete eben die Ansicht, dass eine Banane, selbst wenn sie angeblich ökologisch produziert wurde, ihren Status verliert, wenn man sie um den halben Globus transportiert, dabei noch kühlen muss usw. Keine Frage, die Winter können ein bisschen eintönig werden, aber wenn man sowieso einen Gefrierschrank betreibt, kann man sich dort für den Winter auch ein paar besondere Portionen Obst und Gemüse auf Eis legen, trocknen und einkochen helfen auch und Äpfel (und manche Birnen) sind lange lagerfähig.
Bei den Gewürzen greife ich gerne auf Meerrettich und Senf (auch in Körnerform) zurück. Pur sind sie beide sehr speziell, aber in kleinen Mengen als Gewürz können sie viele Speisen verfeinern. Trotzdem haben wir auch exotische Gewürze im Schrank. Manches haben uns weit gereiste Freunde mitgebracht, aber wir haben auch selbst gekauftes. Einen excellenten schwarzen Pfeffer zum Beispiel und der wird bei uns dann auch richtig zelebriert und mit besonderer Freude gegessen, damit sich das auch lohnt! Es war für mich wirklich eine Erkenntnis, dass schwarzer Pfeffer nicht nur Schärfe, sondern auch Aroma bedeutet. Ich kann nur empfehlen, das auch mal zu probieren:
Pfeffer trocken in einer Pfanne rösten, bis er anfängt zu duften. Dann im Mörser zerstoßen. Das verbessert jeden Pfeffer, mit einer guten Sorte wird das zur Geschmacksexplosion auf der Zunge, ehrlich!

Während man im Bereich des Pikanten mit Senf, Meerrettich, Knoblauch, Zwiebeln und zahllosen Kräutern viele Alternativen aus der Region hat, ist es auf der süßen Seite ganz schwierig. Zur Zeit mache ich eine "Getreidebrei-Kur". Ich habe einen sogenannten Reizdarm und bin etwa alle 2 Jahre fällig für so eine Kur zum Ausheilen des Darmes (weil ich mich in der Zwischenzeit wieder an einen zu hohen Zuckerkonsum gewöhnt habe und mein Darm dann so gezeizt ist, dass ich kein tierisches Eiweiß mehr verdauen, irgendwann gar keine größeren Mahlzeiten mehr vertragen kann).
Mein Mann zeigt sich solidarisch und macht mit, obwohl es für ihn, als absolut überzeugten Fleischesser wirklich nicht leicht ist. Die ersten Wochen der Kur darf man nämlich ausschließlich gekochtes Getreide und gekochte Kartoffeln essen. Mittags und abends ist das kein Problem, da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Aber das Frühstück ist schwer. Zucker, Honig etc. sind strengestens verboten. Stevia sorgt immerhin für Süße, hat aber ein Eigenaroma, das man nicht wochenlang jeden Morgen haben muss. Mit Zimt und Vanille versuche ich Geschmack an den Frühstücksbrei zu bekommen. Eine einheimische Alternative ist mir noch nicht eingefallen. Über Ideen jeder Art dazu würde ich mich sehr freuen!!!

Buchtipp: Trendy Vintage

In meiner Beschreibung zum Kleid habe ich das Buch ja schon mal kurz erwähnt, jetzt wollte ich es Euch noch vorstellen: "Trendy Vintage" von Helene Le Bevre.


Als ich vor ungefähr einem Jahr angefangen habe mit dem Gedanken zu spielen mich auch an moderner Kleidung zu versuchen, ist mir auf der Suche nach geeigneten Handarbeitsbüchern zufällig dieses in einem Buchladen in die Hände gefallen. In das Buch habe ich mich sofort verliebt, zeigte es doch genau das was ich wollte: Alte Klamotten recyclen und wieder salonfähig machen!
Ich bin sehr froh dieses Buch gefunden zu haben, denn es hat mir die Angst vor den gekauften Kleidungsstücken genommen. Das hört sich vielleicht ein bisschen doof an, ich hatte natürlich keine Angst vor der Kleidung an sich, aber davor sie zu verändern. Mittelalterliche Kleidung habe ich schon seit Jahren für mich und andere selbst geschneidert und hatte auch keine Hemmungen sie zu verändern, wenn sie kaputt oder zu klein geworden war oder sich meine Vorstellungen davon geändert hatten, wie sie aussehen müssten. Da ich meist mit sehr hochwertigen, handgewebten und pflanzengefärbten Stoffen arbeite, wurde die Stoffe natürlich umgearbeitet, wenn es irgendwie ging. Aber die Schnitte des 11. und 12. Jh. sind einfach, sie basieren auf Rechtecken und Dreiecken. Moderne Kleidung erschien mir in den Schnitten sehr kompliziert und irgendwie konnte ich mir das gar nicht vorstellen, moderne Kleidung zu verändern und im Alltag zu tragen.
Helene Le Bevre hat es mit diesem Buch geschafft mir die Hemmungen zu nehmen und Mut zu machen. Der Kragen gefällt nicht mehr? Runter damit und ein neuer dran. Schnippschnapp, der Pulli wird zur Jacke (habe ich inzwischen ja auch schon umgesetzt) oder gar zum Top.
Helene Le Bevre kam mir natürlich auch dadurch entgegen, dass sie viel mit Handnähten arbeitet, viele Applikationen etc. überhaupt nur mit Hand durchführbar sind. Auch das hat mir geholfen meinen Weg zur modernen Kleidung zu finden. Ich habe gesehen, dass der nicht zwangsläufig über die Nähmaschine führen muss.
Ich habe gesehen, dass das Buch inzwischen nur noch 8 Euro kostet. Ich hatte etwas mehr dafür bezahlt, aber das war auf jeden Fall richtig gut angelegtes Geld! Ich schmökere immer wieder gerne in dem Buch und lasse mich inspirieren!

Mittwoch, 10. August 2011

Plastik: Wissensquiz

Auf der Webseite des Geomagazins werden diverse interessante Wissenstests angeboten. Und weil mich das Thema Plastik ja auch gerade beschäftigt, fand ich das zugehörige Quiz sehr spannend (ich habe übrigens ziemlich schlecht abgeschnitten...). Wer sich auch mal daran versuchen will, findet den Test hier.
Aus dem Test habe ich auch erfahren, dass die EU eine Umfrage zum Thema Plasiktüten gemacht hat. Es gibt Länder, in denen Plastiktüten hoch besteuert werden, wodurch der Verbrauch drastisch reduziert werden konnte. Offenbar überlegt die EU ähnliches. Schade, dass man von solchen Umfragen nur sehr zufällig erfährt. Die Umfrage endete nämlich am 9.8., also gestern, und man kann sich nicht mehr beteiligen.

Sonntag, 7. August 2011

Recycling-Mode: Umstyling für ein schwarzes Schlabberkleid

Wir waren auf der Hochzeit eines lieben Freundes eingeladen, die gestern stattgefunden hat. Ungefähr zwei Wochen vorher habe ich begonnen mir Gedanken darüber zu machen, was ich da wohl anziehen könnte. Das niederschmetternde Ergebnis: nichts!
Der Hosenanzug ist im letzten Vierteljahr nicht mitgewachsen, die Sommerkleider sind zu leger, in Blusen fühle ich mich nicht wohl, das Abendkleid fand ich zu übertrieben - immerhin ging die Hochzeit schon um 12 Uhr mit Kirche los, Sektempfang, Kaffe und Kuchen, Abendbuffet und Feier bis in die Nacht. Was zieht man da überhaupt an?
Ein Kleid aus regionaler, solider handwerklicher Produktion gab unser Budget nicht her und irgendwas aus einem Billiglohnland zu kaufen wiederstrebte mir. Also blieb mir nur die Wahl: ein neues Kleid nähen oder ein altes umarbeiten. Ich sichtete meinen Kleiderschrank nochmal und entschied mich für letzteres.
In einem alten schwarzen Jerseykleid aus Viskose-Polyester-Gemisch entdeckte ich das Potential. Es brachte zwei Vorteile mit: das schlichte Schwarz ließ sich mit praktisch allem kombinieren und es war bequem!
Ansonsten war bei diesem Kleid jede Chance ergriffen worden, um für meine Figur unvorteilhaft zu sein. Ich besitze es seit ungefähr 17-18 Jahren, aber ich habe es nie viel getragen, die letzten 10 Jahre vermutlich überhaupt nicht mehr, es aber doch irgendwie nicht wegwerfen wollen, weil es ja eigentlich noch gut war. Manchmal ist das schon verrückt, was man so für einen Ballast im Schrank hat, aber es gehört ja zu meinem Anliegen, seit ich im letzten Oktober diesen Blog begonnen habe, dass ich nach für nach alle diese Schrankleichen aufarbeite und irgendwann nur noch "Lieblingsstücke" im Haus habe.


Das Kleid hatte eine Länge, die eigentlich bei fast niemandem wirklich gut aussieht, aber bei mir besonders furchtbar. Bei meinen etwas zu kräftig ausgefallenen Beinen, lassen sich kniekurze Röcke noch ganz gut tragen, knöchellang noch viel besser. Das schwarze Kleid endete aber genau an der breitesten Stelle meiner Waden und das sah schon immer fürchterlich aus.
Das beste an meiner Figur war schon immer die schmale Taille, die in Resten selbst jetzt, so dicht an meinem Höchstgewicht, immer noch vorhanden ist. Wenn man die ein bisschen betont, kann man zumindest ein bisschen von den Problemzonen ablenken. Das Kleid hing jedoch von der Brust gerade wie ein Sack herunter und machte mich noch unnötig dicker.
Der große runde Halsausschnitt betonte die Form der Brust wie in einer Wiederholung und ließ mich noch runder wirken.
Nur die Ärmel waren einigermaßen günstig für meine kräftigen Oberarme, nämlich lang, schwarz und schmal geschnitten. Ich wollte sie aber noch zusätzlich verlängern, um die Form optisch weiter zu strecken.

Mein Plan für das "Umstyling" sah also folgendermaßen aus:
- Länge anpassen
- Taille betonen
- Halsausschnittform verändern
- Ärmel verlängern

Außerdem wollte ich gerne noch etwas zu dieser Hochzeit passendes mit aufnehmen. Zuerst gingen meine Gedanken an Rosen, denn der 6. August ist der Tag eines Rosenfestes, wie mir der Bräutigam verriet, und ich wusste, dass dieses Thema in der Deko aufgegriffen worden war. Ich entschied mich dann aber für ein paar subtilere Details. Denn der Bräutigam macht begeistert Origami. Ich kann das bisher noch nicht. Aber ich hatte in dem wundervollen Buch "Trendy Vintage" eine Borte aus Stofforigami gesehen.

Als Stoff wählte ich einen alten Satin-Bettdecken-Bezug in leuchtendem, aber dunklen Blau aus. Und ich nahm mir vor, ausschließlich mit rechteckigen Teilen zu arbeiten. Ich habe neulich mit großem Kopfschütteln darüber gelesen, dass die Modebrachnche auch deshalb zu den größten "Umweltsündern" gehört, weil im Durchschnitt mit 15 % Verschnitt gearbeitet wird (je exklusiver die Mode, desto höher der Verschnitt, in den Designer-Häusern sind wohl auch Zahlen jenseits von 30 % nicht ungewöhnlich). Durch die langjährige Beschäftigung mit der Mode des 11. und 12. Jh. und der Verwendung von handgewebten Stoffen, bin ich daran gewöhnt so zu arbeiten, dass es überhaupt keinen Verschnitt gibt und auch nicht geben darf, weil im Mittelalter in jedem Quadratzentimeter Stoff viele Arbeitsstunden gelegen haben. Also mein Anspruch für dieses Umstyling: Kein Verschnitt!

Als erstes habe ich die Länge angepasst. Ich habe mich dafür entschieden, das weich fließende Jerseykleid auf bodenlang zu verlängern. Vom Bettbezug habe ich zuerst die Knopfleiste abgeschnitten und dann entlang der Längsnähte über die gesamte Länge einen jeweils 34 cm breiten Streifen abgeschnitten. Die Streifen waren jeweils knapp 2 m lang, der alte Saum insgesamt knapp 3 m.
Die alte Längsnaht wurde zur neuen Saumkante. Die Schnittkanten habe ich nach innen umgeschlagen und zunächst mal die Hälfte mit einem Reihfaden eingehalten und mit Nadeln auf einen Viertel des Saumes, also auf 75 cm verteilt. Mit Überwendlichstichen habe ich den Volant von außen aufgenäht und auch die Seitennähte des Volants geschlossen.


Für den Halsauschnitt habe ich 8 Streifen in 30 cm Länge und ca. 7 cm Breite zugeschnitten, vier davon etwas breiter, vier etwas schmaler. Ich habe alle Kanten nach innen gefaltet und die Bänder dann noch der Länge nach gefaltet. Um später den Flechteffekt noch zu verstärken, habe ich sie mit schwarzem Nähgarn im Rückstich entlang der offenen Kanten zusammengenäht. Die vier schmaleren Streifen auch noch entlang der Faltkante. Bei den breiteren Streifen wurde die Faltkante erst beim Aufnähen auf das Kleid gesteppt.
Der alte Halsausschnitt blieb erhalten, ich habe die Stoffstreifen zu einem Quadrat darauf gelegt. Die etwas breiteren Streifen bilden das äußere Quadrat und verdecken die alte Kante größtenteils. Die etwas schmaleren Streifen bilden ein inneres Quadrat, verdecken in den Ecken die Reste der Rundung und verkleinern den Ausschnitt optisch insgesamt.
An den Ecken habe ich die Streifen wie beim Weben überlappen lassen und damit schon mal das Origami-Thema aufgegriffen. Die inneren Streifen habe ich etwas länger gelassen, die äußeren etwas gekürzt, damit sich der Ausschnitt getragen optimal an die Kontur der Schultern anpasst.



Die Ärmel bekamen eine Art Manschette aus doppellagigem Satin, die von innen an die Ärmel angenäht wurde. Da sie dadurch überlang wurden, ist die Manschette auf der Daumenseite für einige Zentimeter offen, so dass man gut Händeschütteln oder Besteck benutzen kann, ohne die Ärmel hochschieben zu müssen. Von der Außenseite wollte ich die Kante durch eine aufgesetzte Stoffborte verdecken. Hier kam nun das Stoff-Origami zum Einsatz. Ein Stoffstreifen wird so gefaltet, dass die Schnittkanten sich auf der Innenseite überlappen. Aus dem langen Streifen näht man dann rechtwinklig Bereiche ab. In meinem Fall sollten diese Abschnitte 1 cm breit sein, d.h. in der Länge musste ich dafür 2 cm rechnen, da der Stoff ja dort doppelt liegt. Aber im Gegensatz zu der Anleitung in "Trendy Vintage", wo es sich um ein fortlaufendes Muster aus Dreiecken handelt, habe ich das Muster für mich angepasst. Ich habe immer zwei Abschnitte an einer Stelle zusammengezogen und die Seiten dann nicht in die selbe Richtung eingeklappt, sondern eines davon gespiegelt. Dadurch ergab sich eine kleine Raute. Für jede Raute habe ich ungefähr 4 cm in der Länge benötigt.
Anders als beim echten Origami wird hier ja auch gewissermaßen geschummelt, indem die nach innen geklappten Seiten der Dreiecke mit ein paar Stichen fixiert werden. Pro Ärmel habe ich zunächst drei solcher Rauten gearbeitet und dann beim Aufnähen genau bei der offenen Seite der Manschette aus den Endstücken noch eine vierte.
Abgerundet werden die Ärmel durch kleine aufgenähte schwarze Kunststoff von einem alten Armbändchen, dessen Gummi kaputt gegangen ist.



Um das Kleid auf Taille zu bringen, reicht theoretisch ein einfacher Gürtel. In einer alten Burda vom Flohmarkt, hatte ich Jersey-Kleider mit langen Bindebändern gesehen. Das erschien mir für dieses Kleid passender. Ich konnte die Maße erst nich glauben, habe es aber dann doch tatsächlich so umgesetzt, dass ich zwei Bänder à 150 cm Länge genäht habe. Anders als bei den meisten Stellen des Kleides, wollte ich sie nicht von außen mit Überwendlichstich oder Rückstich nähen, sondern von links und sie dann wenden. Das habe ich auch gemacht, aber sie ließen sich dann nicht gut flach bügeln und vor allem blieben sie nicht so. Durch die innen liegenden Nähte wurde die Tendenz des Stoffes noch gefördert, sich aufzuplustern und statt flacher Bindebänder mehr nach Schläuchen zu wirken. Um hier Abhilfe zu schaffen und die Bänder zu veredeln, habe ich geschliffene, schwarze Kunststoffperlen von einem alten, mehrreihigen Armband, das vor mir schon meiner Mutter gehört hatte und dessen Gummi ebenfalls ausgeleihert war, verwendet. Ich habe je Bindeband 10 solcher Perlen aufgenäht, d. h. je fünf übereinander, aber von beiden Seiten, so dass die Stoffschichten in der Mitte verbunden wurden und sich der Stoff nicht mehr aufplustern konnte. Die geschliffenen Perlen geben in Kunstlicht schöne Lichtreflexe.


Die Bindebänder wurden in der Originalbeschreibung in den Seitennähten mitgefasst. Das ging hier natürlich nicht, weil das Kleid ja schon fertig genäht war. Ich habe sie also von außen auf die Seitennähte aufgenäht. Abweichend von der Burda-Vorlage habe ich sie auch nicht unten schräg geschnitten, sondern die Kanten gerade gelassen.

Das waren dann erstmal die Änderungen am Kleid. Der doppellagige Volant am Saum gab dem Kleid mehr Volumen und viel Schwung beim Laufen. Die Bindebänder bringen die gewünschte Taille, ohne zu viele Falten zu werfen. Dadurch dass sie so lang sind und nach hinten weisend angenäht wurden, bringen sie das Kleid in Form ziehen die Falten aber eher nach hinten, wo wegen des Hohlkreuzes Platz für ein paar Falten ist :-) Vorne zur Schleife gebunden, verdeckt die Schleife sogar noch ein wenig das inzwischen leider vorhandene kleine Bäuchlein.


Sam bekam anlässlich der Hochzeit noch einen alten Schlips von meinem Mann gekürzt und ans Halsband geknotet. Damit wurde er sofort zum Liebling aller Hochzeitsgäste. Es ist ein interessantes Phänomen, wie anders Leute auf einen Hund mit Schlips reagieren. Obwohl Sam ja eine Seele von Hund ist, haben doch viele Leute Angst, weil er groß und dunkel ist. Aber ein Hund mit Schlips frisst vermutlich keine Hochzeitsgäste...

Ich hatte nun noch ein großes Stück doppellagigen blauen Stoff übrig, den ich zu einer Stola verarbeiten wollte. Dazu noch die Knopfleiste. Ergänzt habe ich einen ausgemusterten schwarzen Netzschal. Von diesem habe ich an beiden Enden einen Streifen angesetzt und mit Stoffstreifen aus der Knopfleiste eingefasst. Es war ein ziemliches Geduldsspiel mit dem sehr dehnbaren und sich aufläsendem Material zu arbeiten.
Die Stola selbst habe ich nach den Erfahrungen mit den Bindebändern lieber an den Kanten nach innen umgeschlagen und mit Überwendlichstichen von außen genäht.
Die Enden der Stola wollte ich noch etwas raffen, um den Effekt des Netzschalen noch zu verstärken. Dazu habe ich schmale Stoffstreifen genäht, mit einer Länge von etwas mehr als der halben Stolabreite. Ich habe sie in einigen Zentimern Abstand zur Ansatzstelle des Netzstoffes durch den Stoff gefädelt und an die Einfassung angenäht. Den Netzstoff habe ich gleichmäßig darauf verteilt und mit wenigen Stichen zusammengerafft. Auf den Stoffstreifen dann noch ein paar von den gleichen geschliffenen Kunststoffperlen, wie auf das Bindeband, für weitere Glanzlicht-Effekte bei Kunstlicht. Dadurch wirkt die Stola nicht nur offen über die Schultern getragen sondern auch ganz besonders gut, wenn sie vorne verschlungen ist, so dass das Stoffband mit den Perlen schön zu sehen ist.





Nun, wieder ausgeschlafen von der Hochzeitsfeier, kann ich Euch von meiner Freude darüber schreiben, dass ich 6 Tage Arbeit in das Kleid und 4 Tage Arbeit in die Stola investiert habe (an allen Tagen habe ich  mehrere Stunden nähen können). Ich hatte auf das richtige Kleid gesetzt, denn es ist die ganzen 12 Stunden über bequem geblieben und hat trotzdem gut ausgesehen! Mir gefällt das Ergbnis gut und ich freue mich, dass ich nicht irgendwas neues, billiges gekauft habe, was bei meiner Figur meistens doch nicht überall optimal sitzt. Und der Bräutigam hat sich über die Origami-Borte auch gefreut :-) An dem alten Kleid habe ich überhaupt nicht herum geschnitten, sondern nur ergänzt, es ist sozusagen noch im Original erhalten. Den Bettbezug habe ich optimal ausgenutzt, bis auf wenige Krümel, vor allem Nähte, von der Knopfleiste, ist nichts mehr übrig. Kurzum: Plan rundum geglückt!