Montag, 22. August 2011

Schöner Reparieren 2 - Umhängetasche

Vor ein paar Jahren führten mich zwei Dienstreisen ins ferne Argentinien. Ich habe mir von dort einen wunderschönen leichten Alpaka-Pullover mitgebracht, den ich aber fast nie anziehen kann, weil er so furchtbar warm hält. Weitere Mitbringsel waren ein Kuhfell-Geldbeutel im Zebralook, den ich im täglichen Gebrauch habe, ein Ring mit einem vergoldeten Südbuchen-Blatt und eine bestickte, große Umhängetasche.
Die Tasche habe ich eine zeitlang gerne benutzt, aber dann war der Träger auf der einen Seite fast abgerissen, erste Pailetten auf der Vorderseite verloren, andere lose. Zudem waren die Fäden der Stickerei teilweise schlecht vernäht und hingen heraus und es gab lange, flottierende Fäden, weil offenbar der Unterfaden auf der Rückseite fehlte. Kurz, die Tasche sah einfach alt und unordentlich aus und landete deshalb für längere Zeit im Schrank.


 Jetzt war ich auf der Suche nach einer Tasche, die ein paar Unterlagen, mein Mittagessen und eine kleine Handarbeit fassen könnte und stieß dabei wieder auf die schöne Tasche aus taubenblauem Rips.
Als erstes habe ich natürlich den Träger wieder fest genäht und auch gleich auf der anderen, noch weitgehend intakten Seite, sicherheitshalber einmal drüber genäht. Dann habe ich sämtliche Pailetten von der Vorderseite entfernt, weil ich ihre verstreute Anordnung zwischen der matten Stickerei auf dem matten Stoff sowieso nicht gut fand. Zuviel Glamour für den Alltag :-) Pailetten und das Garn, mit dem sie angenäht waren, habe ich natürlich aufbewahrt.
Dann habe ich die Fadenenden vernäht und die flottierenden Fäden mit ein paar Anlegestichen befestigt. Taschendeckel für mich damitwieder perfekt. Das sieht schön ordentlich aus, die Stickerei kommt jetzt gut zur Geltung und man wird nicht von den Pailetten so abgelenkt.


Einige der Pailetten habe ich schuppenförmig in zwei Reihen über die Ansatzstellen des Trägers genäht und zwar so, dass ich gleichzeitig mit dem stabilen doppelten Nähfaden die Nähte nochmals verstärkt habe, aber die geflickte Stelle nicht mehr zu sehen ist. So fallen die Pailetten nur noch dem aufmerksamen Beobachter ins Auge. Das ist subtiler, alltagstauglicher Glamour :-) Und die Tasche leistet wieder gute Dienste.


Auch hier waren es wieder einige Stunden Arbeit für ein recht günstig eingekauftes Stück. Aber auch dieses wurde vermutlich von schlecht bezahlten Menschen gefertigt. Es steckt einige Kreativität im Muster des Taschendeckels und sicher ziemlich viel Arbeit. Ich bin mir sicher, dass es der richtige Weg ist, solche Stücke selbst zu reparieren, statt durch einen anderen Billigimport zu ersetzen und darum habe ich die Arbeit gerne investiert und freue mich nun wieder an dem schönen Stück, das nach der Reparatur noch viel besser meinen persönlichen Vorstellungen entspricht.

1 Kommentar:

  1. Deine Veränderungen - Verbesserungen! - gefallen mir sehr gut, und Deine Einstellung dazu auch!

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