Sonntag, 5. Dezember 2010

Mischmasche - Pulli wird Jacke

Unter "Mischmasche" verstehe ich Projekte, bei denen ich sehr unterschiedliche Materialien und/oder Techniken in einem Stück verwendet habe.
Materialliste:
- 1 ehemals schwarzer Baumwoll-Polyester-Pulli, verwaschen, Bündchen ausgeleiert, von meinem Mann ausgemustert
- fest und gleichmäßig (von mir) handgesponnene Wolle vom Scottish Blackface
- sehr locker und relativ dünn (von einer Freundin) handgesponnene Moorschnucken-Wolle, relativ ungleichmäßig
- ein wenig schwarzes Nähgarn

Techniken:
- Nähen
- Sticken
- Nadelbindung
- Häkeln

Und so sah der Pulli vorher aus. Wirklich nicht eben formschön...


Und so wurde er zu einer bequemen, figurbetonten Jacke mit kuscheligem Schalkragen verwandelt:

1. Schnippschnapp - Alle Bündchen ab.
2. Schnippschnapp - vorne in der Mitte aufgeschnitten.
3. Schnippschnapp - den Kraten in der Form verändert zu einem langgezogenen V. Die Stoffstückchen nicht entsorgen!
4. Aus den Stoffresten mit schwarzem Nähgarn 4 Röllchen genäht - werden später zu Gürtelschlaufen.
5. Alle Kanten einmal etwa 5 mm umschlagen und mit dem Scottish Blackface umsticken.

Nach Schritt 5 sah das dann so aus:


Das Umsticken hatte nicht nur den Zweck den Rand zu versäubern, sondern bietet auch einen Ansatzpunkt für den nächsten Schritt...

6. Alle Ränder, auch die Ärmel, mit 5 Reihen in Nadelbindung mit dem Moorschnuckengarn versehen. Durch Verwendung der Daumenfang-Technik lassen sich gleichmäßig große, luftige Maschen auch aus diesem relativ dünnen Garn produzieren. Das Ergebnis ist kuschelig und anschmiegsam und erinnert an filigrane Strickarbeiten.
7. Der Punkt, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet hat! Mit schwarzem Nähgarn 4 Abnäher nähen, 2 auf dem Rücken und zwei vorne und dabei die Stoffröllchen als Gürtelschlaufen fassen. Da ich bisher nur für das 11. und 12. Jh. genäht habe, sind dies meine ersten Abnäher gewesen und ich habe den Moment lange rausgezögert. Aber schließlich verzeiht das Jersey-Material vieles und die Abnäher waren ruckzuck von Hand genäht :-)
8. Aus dem Moorschnuckengarn mit der großen Häkelnadel in Stäbchen einen weichen Schlauch häkeln. Die Enden beschweren, in dem sie in sich verknotet werden.
9. Nun noch den Gürtel durch die Schlaufen ziehen und fertig!

So sieht die fertige Jacke offen und geschlossen aus:



Inzwischen hat die Jacke schon mehrere Tage Praxistext im Büro hinter sich. Ich bin ja ein Jackenfan, weil mir in geheizten Räumen in Pullovern schnell zu warm wird, aber im T-Shirt ist es dann doch oft zu kalt. Also ziehe ich mich normalerweise im Büro oft an und aus... Die Jacke ist bequem wie ein Morgenmantel, sieht aber m. E. viel besser aus!
Und der alte Pulli ist nicht in der Altkleidersammlung gelandet, sondern zu einem neuen, einmaligen Lieblingsstück geworden!

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