Samstag, 15. Januar 2011

Schal 1 - nüchternes Steinschaf

In den letzten Wochen habe ich insgesamt drei Schals gearbeitet und zwar für zwei Personen, die mir sehr nahe stehen: meinen Mann und meine Mutter.
Der erste Schal war für meinen Mann. An diesem habe ich am längsten gearbeitet, denn ich habe auch die Wolle dafür selbst gesponnen. Der Schal ist genau für diese Person gearbeitet und obwohl er so schlicht aussieht, sind viele Details daran durchdacht.
Anders als bei der mittelalterlichen Kleidung, die farbenfroh und üppig verziert sein darf, kleidet sich mein Mann im Alltag stets schlicht. Er ist Architekt und sehr vom Bauhaus begeistert. Auch wenn er heute in einem anderen Berufsfeld tätig ist, Studium und Arbeit in diesem Bereich prägen, das wird man nicht mehr los. Ich habe es gerne verspielt, farbenfroh und voller Details. Mein Mann dagegen liebt schlichte, funktionale Kleidung und zwar fast ausnahmslos in schwarz. Die Leitbegriffe des Bauhaus sind übrigens: Funktionalität, Klarheit und Einfachheit. Da ist es nicht leicht mit meinen neuerworbenen Handarbeitsfähigkeiten zu landen, daher habe ich mich wirklich gefreut, als er sich einen Schal von mir wünschte.
Die Auswahl der Wolle war nicht leicht. Naturschwarze Wolle ist selten. Die meisten Wollen bleichen noch vor der Schur an den Spitzen aus. Ich hatte aber noch im Vlies kardierte Wolle vom Steinschaf-Lamm vorrätig. Eine schöne Filzwolle, die außerdem lichtecht sein soll. Ich setzte mich mit meinem kleinsten Spinnrad daran, um die Wolle für den Schal zu spinnen. Glatt, gleichmäßig und haltbar sollte das Garn werden. Ich habe es daher mit großer Drehung versponnen und zu einem festen, zweifädigen Zwirn verarbeitet. Das Garn ist aber sehr rau im Griff, mich lachte es eher für strapazierfähige Socken an, doch mein Mann war einverstanden damit, dass es zu seinem Schal weiter verarbeitet wurde.


Den Schal habe ich gehäkelt und zwar in Stäbchen. Keine verspielten Muster, einfach schlicht und möglichst gleichmäßig. Dabei relativ schmal und so lang, dass man ihn mittig gefaltet durch die Schlaufe gezogen tragen kann, so war der Wunsch. Ich habe mit einer Breite von 20 Maschen gearbeitet, einzig die erste und letzte Reihe haben ein zusätzliches Stäbchen, um ganz leicht ausgestellt zu sein.
Den leicht unruhigen Rand habe ich mit dem selben Garn im Überwendlichstich umstochen. Dadurch bekam er mehr Festigkeit und wurde gleichmäßiger und ruhiger.
An den Ecken, die Anfangs- und Endfäden integrierend, habe ich dünne Fransenbüschel angebracht, um auch die leicht ausgestellte Form zu betonen. Hier ergibt sich die Form, nämlich die Fransen, aus der Funktion, nämlich die Anfangs und Endfäden des Häkelns und der Umrandung zu sichern. Ein dickes Fransenende würde zu diesem nüchternen Schal natürlich überhaupt nicht passen. Da nun aber schon Fransen an den Ecken vorhanden waren, habe ich die Idee der Fransen nochmals aufgegriffen und in die Seitenmitten jeweils noch ein weiteres dünnes Faserbüschel eingehängt. Fransen auf ein Minimum reduziert, aber trotzdem da. Mir gefällt's :-)

Auch mein Mann hat den Schal an den kalten Wintertagen schon so manches Mal getragen und ich habe ihn mir auch schon ausgeliehen, um zu testen, ob die Wolle nicht doch zu rau ist. Aber obwohl sie wirklich rau im Griff ist, empfinde ich sie als Halswärmer ganz angenehm und gar nicht so kratzig, wie befürchtet.

5 Kommentare:

  1. Der Schal ist wirklich sehr schön geworden! Mutig von Dir, Steinschaf dafür zu verwenden - aber diese bißchen robustere Wolle paßt auch gut zu einem Männerschal, finde ich!

    (Was ich beim Spinnen noch nicht heraußen habe, ist, wie man einen verzwirnten, festen Faden aus so einem Material macht, ohne daß es 'bockig' wird - vor allem da noch beim Häkeln!
    Gibt's da einen Profi-Tipp?:)

    Falls Du etwas ganz Weiches in Schwarz probieren möchtest, gibt es eine Seide/Woll-Fasermischung im Strang bei Wollknoll, die sehr gut zum Verspinnen ist, und nicht abartig teuer.

    Schön, daß Du wieder da bist, Zebra!

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  2. super dein projekt.ich liebe auch die klaren schlichten formen.

    ich habe für meinen sohn,der es auch funktional aber eher naturfarben -anthrazit liebt, einen schal aus beschfarbener kaschmir-merino-seide von der hamburger wollfabrik gewebt auf grauer kette. wenn dein mann es schlicht mag, dann wäre das eine option, weben mit schlichtem köper.dadurch ist der schal schön elastisch. gruß wiebke

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  3. Das ist ja ganz toll, alles selber gefärbt und gestrickt. Und deine Geschenken werden gerne benutzt!
    Hadiah

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  4. Hallo Wiebke,
    ja, an Weben habe ich auch schon gedacht, bin aber (noch?) nicht so gut darin, vor allem habe ich noch nie Köper gewebt. Das ist noch ein Projekt für die Zukunft! Übrigens schön, dass Du wieder im Netz aktiver bist! Ich lese immer gerne Deine Beiträge und Geschichten auf der SpinnWebe!
    Zebra

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  5. Tja, bockig war das Garn gar nicht. Ich habe ziemlich stark überdreht beim Spinnen, so dass ich dann auch wieder ziemlich fest zwirnen konnte, um am Ende ein festes, aber ziemlich ausgeglichenes Garn zu erhalten, das hat sich dann eigentlich gut verarbeiten lassen. Andere Tricks kenn ich da auch nicht.
    Zebra

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